Philipp Neumann von "Flak" in einem T-Shirt der "Hammerskins". Screenshot von Facebook.

„Musik ist eine Waffe“

Die Band „Flak“ im Portrait

Die RechtsRock-Band „Flak“ aus dem Rheinland existiert seit fast zehn Jahren. Gegründet als lokale Haus- und Hofband des „Aktionsbüros Mittelrhein“ (ABM) hat sich die Gruppe einen überregionalen Ruf im RechtsRock-Business erspielt. Dies ist nicht zuletzt auf ihren umtriebigen Sänger Philipp Neumann zurückzuführen.

Die RechtsRock-Band „Flak“ aus dem Rheinland existiert seit fast zehn Jahren. Gegründet als lokale Haus- und Hofband des „Aktionsbüros Mittelrhein“ (ABM) hat sich die Gruppe einen überregionalen Ruf im RechtsRock-Business erspielt. Dies ist nicht zuletzt auf ihren umtriebigen Sänger Philipp Neumann zurückzuführen.

„Musik ist eine Waffe“:  So die ersten Worte auf dem 2015 erschienenen Flak-Album „Der Maßstab“. In einem pathetisch inszenierten Intro heißt es, dass man „auch in den schwersten Stunden, im dunkelsten Kerker und im Angesicht der größten Übermacht nicht aufgeben“ werde. Dabei ist es kein Zufall, dass dieses Intro von Sven Skoda eingesprochen wurde. Der Düsseldorfer Neonazi gehört zu den ursprünglich 33 Beschuldigten im Verfahren wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung gegen das Aktionsbüro Mittelrhein (ABM), das bis heute vor dem Koblenzer Landgericht läuft. Die Aufnahmen für das Flak-Album dürften nicht lange nach der Entlassung Skodas aus der Untersuchungshaft erstellt worden sein. Ebenfalls in U-Haft waren die in Koblenz angeklagten Philipp Neumann und Erik Höllger. Beide gehören seit deren Gründung und bis heute zu Flak.

Haus- und Partyband des ABM

Gegründet wurde die Band im Jahr 2007. Die Mitglieder stammen aus der Region Bonn und dem nördlichen Rheinland-Pfalz. Parallel zur Gründung von Flak etablierte sich Mitte bis Ende der 2000er das Aktionsbüro Mittelrhein im Hinterland zwischen Bonn und Koblenz. Fest verbandelt mit dem ABM waren die beiden RechtsRock-Bands Flak und Exitus. Letztere existierte nur wenige Jahre und hat das Ermittlungsverfahren gegen das „Aktionsbüro“ nicht überstanden. Die frühen Konzerte von Flak waren von stumpfer NS-Verherrlichung und Rumpelsound geprägt. Neben wenigen eigenen Stücken bestanden die Auftritte aus Coversongs von neonazistischen Kultbands wie Landser oder Radikahl. Der Nazigassenhauer „Blut muss fließen“ durfte bei Konzerten der Band auch nicht fehlen, wie Live-Aufnahmen, die in der Szene kursieren, zeigen. „Hier schlafen ja alle ein, viel zu wenig Sieg Heil und Verfassungswidrigkeit“, ist dabei von der Bühne zu vernehmen.

Veröffentlichungen und Besetzung

Eine erste Veröffentlichung mit dem Titel „Feuertaufe“ ist im Jahr 2010 auf dem sächsischen RechtsRock-Label PC-Records von Yves Rahmel erschienen. Das Debüt-Album wurde von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien indiziert, was bei Textzeilen wie „Nürnberg Erwache“, „Alle Verräter werden hängen“ oder Titeln wie „AJAB“ („All Jews Are Bastards“) nicht verwundern dürfte. Die zweite Veröffentlichung „Der Maßstab“ aus dem Jahr 2015, ebenfalls bei PC-Records erschienen, stellt dagegen ein musikalisch abwechslungsreicheres und deutlich professioneller produziertes Album dar, das in der Szene durchweg positiv aufgenommen wurde.

Zur aktuellen Besetzung gehören neben Sänger bzw. Gitarrist Philipp Neumann und Bassist Erik Höllger auch Jens Herder aus dem Oberbergischen Kreis. Gitarrist Herder betreibt zudem das RechtsRock-Projekt Der Oberberger und war zuvor treibende Kraft bei der Band Rufmord. Als Schlagzeuger fungiert in der vierköpfigen Besetzung von Flak ein „Tim“, der aus der Region Magdeburg stammen soll.

„Phil“

Von Anfang an war Sänger und Gitarrist Philipp Neumann zentrale Figur und Aushängeschild der Band. Der 27-Jährige, der aus dem Rhein-Sieg-Kreis stammt, ist nur selten auf neonazistischen Aufmärschen anzutreffen. Häufiger tritt er seit mehreren Jahren unter dem Namen „Phil“ als Liedermacher in Erscheinung. Dabei schafft er es, sich innerhalb verschiedener Spektren der extremen Rechten und auch jenseits der klassischen RechtsRock-Szene zu bewegen. So trat er beispielsweise 2010 beim „Südwestdeutschen Kulturtag“, einer der zentralen Veranstaltungen der völkischen NS-Szene, in Ludwigshafen auf. Neben Events der extremen Rechten im gesamten Bundesgebiet ist „Phil“ mittlerweile auch im europäischen Ausland als Liedermacher gefragt. So stand er am 1. Oktober 2016 bei einem Konzert der bulgarischen Blood & Honour-Sektion auf der Bühne.

Für überregionale Schlagzeilen sorgte Neumann aufgrund eines Auftrittes am 22. Oktober 2016 bei der neonazistischen Partei PNOS in Kaltbrunn/Kanton St. Gallen (Schweiz). Schweizer Behörden versuchten im Vorfeld, ein Einreiseverbot für Neumann zu verhängen. Dies scheiterte, Neumann reiste zusammen mit Sven Skoda dennoch an. Dass die Veranstaltung in der Schweiz im Vorfeld für ein größeres Medienecho sorgte, lag an einem RechtsRock-Konzert, das am 15. Oktober 2016 in Unterwasser (Schweiz) mit rund 5.000 BesucherInnen stattfand. Unter anderem trat hier nach neun Jahren Bühnenabstinenz die neonazistische Kultband Stahlgewitter um Sänger Daniel „Gigi“ Giese (Niedersachsen) und Frank Krämer (Rhein-Sieg-Kreis) auf. Bei dem wohl bisher größten neonazistischen Indoor-Konzert stand auch „Phil“ auf der Bühne: als Gitarrist bei Stahlgewitter.

„Hammerskin“-Connection

Dass Philipp Neumann bei Stahlgewitter ausgeholfen hat, überraschte nicht. Neben seiner Aktivität als Flak-Leadsänger, ist der bestens innerhalb der RechtsRock-Szene vernetzte „Phil“ seit geraumer Zeit noch mit einer weiteren Band unterwegs. Mit Division Germania um ihren aus Mönchengladbach stammenden Frontmann Andreas Koroschetz bereiste Neumann jüngst verschiedene internationale Events der RechtsRock-Szene. Die beiden Musiker pflegen seit geraumer Zeit einen guten Kontakt, Koroschetz war bereits auf dem Flak-Album „Der Maßstab“ bei zwei Liedern als Gastsänger zu hören. Er und sein Bandprojekt Division Germania zählen zur internationalen rassistischen „Bruderschaft“ der Hammerskin Nation. Auch Neumann scheint den Hammerskins nahe zu stehen. So ließ er sich bei einem Konzert mit einem „Crew 38“-T-Shirt auf der Bühne ablichten. Unter dem Label „38“ („crossed hammers“) sammelt sich das Unterstützungsumfeld der Hammerskins.

Gesteigerte Aktivität

Im Laufe des letzten Jahres ist eine gesteigerte Aktivität rund um Flak zu verzeichnen (siehe auch S. 45). Am 5. November 2016 stand die Band zum ersten Mal seit vier Jahren wieder auf der Bühne. Beim „Lichtbringer Festival“, das aus dem direktem Umfeld der Band „tief im Westen des Reiches“ organisiert wurde, trat Flak zusammen mit den Bands Brainwash und Frontalkraft  auf.

Die Mitglieder von Flak sind jenseits des RechtsRock-Business auch weiterhin in neonazistischen Strukturen im Rheinland aktiv. So trug Erik Höllger am 12. November 2016 beim letzten Neonazi-Aufmarsch in Remagen (Rheinland-Pfalz) das Fronttransparent. Dass die Band den Ruf einer authentischen Szene-Band genießt, zeigte sich auch bei der medienwirksam inszenierten „Besetzung“ der Dortmunder Reinoldikirche durch Neonazis am 16. Dezember 2016. Das im Nachgang veröffentlichte „Aktionsvideo“ wurde mit dem Song „Voran“ aus dem ersten Flak-Album „Feuertaufe“ unterlegt. Eine weitere Veröffentlichung ist bereits in Planung. So wird ein gemeinsames Balladen-Album von „Phil“ und Jens Herder mit dem Titel „Kämpfernatur“ angekündigt. Dies soll bezeichnenderweise auf dem Label Gjallarhorn Klangschmiede des führenden deutschen Hammerskins Malte Redeker erscheinen.

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