K: Noch ein Abgang bei "pro"-Gruppen

Köln – An den Rändern von „pro Köln“ und „pro NRW“ bröckelt es zunehmend. Jetzt sucht auch die „pro NRW“-Jugendbeauftragte Marylin Anderegg das Weite.

Anderegg, die dem „pro Köln“-Vorstand als Beisitzerin angehörte und als Ratskandidatin nominiert ist, fühlt sich offenbar durch die Führungsriege der Rechtspopulisten schlecht behandelt. In ihrer auf einer Internetseite Kölner Neonazis veröffentlichten Austrittserklärung klagt sie unter anderem darüber, es habe „mehrere Vorstandssitzungen gegeben, von denen ich nichts, aber auch gar nichts wusste und das, obwohl ich gewähltes Vorstandsmitglied bin“. Außerdem erwartete sie offenbar erfolglos, bei „pro Köln“ künftig ihre Brötchen verdienen zu können: „Mir habt Ihr drei Jahre lang erzählt ich solle nach der Wahl Eure Büro Tippse ersetzen, aber ich weiß ja jetzt wer das macht! Sogar mit Festeinstellung!“ Dieser Tropfen brachte das Fass zum Überlaufen: „Dafür habe ich stundenlang (drei Jahre ehrenamtlich), jeden Tag umsonst im Büro gearbeitet und meine Freizeit für die Sache geopfert?“

Gehofft hatte sie auch darauf, „pro Köln“-Spitzenkandidatin bei der Wahl der Bezirksvertretung Ehrenfeld zu werden. Doch da kam ihr der von der CDU gewechselte Jörg Uckermann zuvor. Der von ihr als „Sonnenkönig“ titulierte Uckermann sei ihr „in Ehrenfeld einfach vor die Nase gesetzt“ worden, „ohne mit mir darüber zu reden und hinter meinem Rücken“. Genutzt hat das „pro Köln“ nach Ansicht Andereggs nichts, „weil er ja eh nur das nötigste macht. Und zwar ,nett Hände schütteln’ und ,lieb lächeln’ denn das kann er ja am besten“. Andereggs Fazit: „Sucht Euch andere Deppen, mit denen Ihr das machen könnt. Mit mir nicht mehr!“

„Pro Köln“-Chef Markus Beisicht ließ derweil heute eines seiner an Selbstgespräche erinnernden „Interviews“ veröffentlichen. Von personellen Problemen ist darin nicht die Rede. Statt dessen freut er sich im üblichen Ton der „Bürgerbewegung“, der stets der Realität ein wenig entrückt wirkt, über „ganz erheblich“ ausgebaute Mitgliederzahlen, über nicht mehr stillstehende Telefone, über „sensationelle“ Spendeneingänge, über Kölner Bürgerinnen und Bürger, die „händeringend“ nach einer „seriösen Alternative zu Filz und Korruption“ suchen: also nach „pro Köln“, deren „Wahlsieg zum Greifen nahe“ sei.

Apropos suchen: Die Truppe um Beisicht muss sich um einen neuen Autovermieter bemühen. „Europcar“ will mit „pro NRW“ nichts mehr zu tun haben. Ein Lastwagen des Unternehmens war bei deren Kundgebungstournee am vorigen Wochenende als Bühnenfahrzeug eingesetzt worden. „Europcar“ nun:Sofort nachdem uns der Vorfall bekannt wurde, haben wir Maßnahmen ergriffen, dass dieser Kunde in Zukunft bei Europcar kein Fahrzeug mehr mieten kann.“ Das Unternehmen distanziere sich von Rechtsextremismus und sämtlichen weiteren Formen der Ausländer- oder Demokratiefeindlichkeit. (ts)