Gelsenkirchen – Für „pro NRW“ war der Montagabend der „Höhepunkt der Ruhroffensive“. Zwar haben die Rechtspopulisten mit dem Hang zur verbalen Maßlosigkeit die Region zwischen Duisburg und Dortmund an diesem Abend noch nicht einnehmen können, aber immerhin den Rittersaal des historischen Schlosses Horst in Gelsenkirchen. Dort nämlich fand der Parteitag des „pro NRW“-Bezirks Ruhrgebiet statt – und er wählte einen neuen Vorstand.
In den 21 Monaten seiner Existenz erhielt der Bezirksverband am Montag bereits seinen dritten Vorsitzenden. Garry Hauer (31), Fraktionsvorsitzender von „pro NRW“ im Gelsenkirchener Stadtrat, steht nun an der Spitze der extrem rechten, selbsternannten „Bürgerbewegung“ im Ruhrgebiet. Hauer ist damit nicht nur eine Stufe auf der politischen Karriereleiter emporgeklettert - er hat offenbar inzwischen auch beruflich reüssiert. Nachdem bisher als Berufsangabe des „pro“-Kommunalpolitikers „Student“ angegeben war – so in den Unterlagen zur Wahl des Stadtrats im August und aktuell immer noch auf der Seite, auf der „pro NRW“ seine Vorstandsmitglieder vorstellt – firmiert er in der Mitteilung über den Bezirksparteitag als „Erziehungswissenschaftler“.
Stellvertreter des neuen Vorsitzenden sind die Kreisvorsitzenden aus Recklinghausen und Wesel, Werner Peters und Norman Verschitz. Hauers Vorgänger im Amt, der Dortmunder Rechtsanwalt André Picker – bekannt geworden landauf, landab als Strafverteidiger von Neonazis – ist nur noch einfacher Beisitzer im Bezirksvorstand.
Von einem persönlichen Lob oder gar Dank des „pro NRW“-Vorsitzenden Markus Beisicht an den ausgeschiedenen Bezirksvorsitzenden ist in dem Bericht der „Bürgerbewegung“ über den Parteitag nicht die Rede. Womöglich ist der „pro“-Chef aus Schaden klug geworden.
Beisicht hatte Pickers Vorgänger im Amt, Roger Schwedes, im Oktober 2008 nach dessen nur siebenmonatiger Amtszeit „für seine hervorragende Aufbauarbeit in den letzten Monaten (...) seinen ausdrücklichen Dank“ ausgesprochen. Schwedes erwies sich aber als ausgesprochen undankbar. Nicht nur, dass er zum Islam konvertierte – er verriet obendrein auch noch, wie es bei „pro NRW“ zuging, als er als Bezirksvorsitzender auserkoren wurde: „Hier ging es weder um Qualifikation, Ambitionen, Befähigung. Jeder Halbgescheite, der wollte, bekam ein Amt (bitte keine Rückschlüsse auf mich...).“
Und Schwedes erinnerte sich an den Gehalt der Triumphmeldungen von „pro NRW“: Er habe an „Gründungsveranstaltungen“ teilgenommen, bei denen von zum Teil 60 Geladenen gerade einmal drei gekommen seien. Schwedes: „Pressemitteilung: Wieder voller Erfolg, zahlreiche Mitglieder und Interessenten folgten der Einladung.“ Seinen Namen habe er außerdem in Pressemitteilungen und Stellungnahmen wiedergefunden, „die ich nie gegeben habe“. Und zum Publikum von „pro NRW“ fiel Schwedes ein: „Stammtische in verschiedenen Regionen gestalteten sich als Palaverrunde von frustrierten Spießern, die meinten, mal endlich Dampf ablassen zu können gegen den ,Ali’ von nebenan.“ (ts)