NRW: "Pro" kooperiert mit "Republikaner"-Opposition

Köln – Bisher war „pro NRW“ eher bekannt für die gnadenlose Übertreibung eigener Leistungen und Erfolge. Doch die Truppe um den Leverkusener Rechts-Anwalt Markus Beisicht kann auch anders. Man könnte die Form, mit der „pro NRW“ durch die Blume avisiert, mit Teilen der daniederliegenden „Republikaner“ kooperieren zu wollen, fast schon Understatement nennen.

Anfang nächsten Jahres werde es „mehrere gemeinsame Veranstaltungen des pro-Vorsitzenden Markus Beisicht mit dem bekannten rechtsdemokratischen Mainzer Politiker Stephan Stritter in Nordrhein-Westfalen und in Rheinland-Pfalz geben“, kündigte „pro NRW“ am Freitag harmlos an. „Die geplante Veranstaltungsreihe ist natürlich auch Ausfluss der jahrelangen vertrauensvollen Zusammenarbeit der beiden patriotischen Stadtratsfraktionen in Mainz und Köln“, wird der „pro NRW“-Generalsekretär Markus Wiener zitiert.

Tatsächlich handelt es sich bei der „patriotischen Stadtratsfraktion“ in Mainz nicht um eine kleine unbedeutende lokale Wählergemeinschaft, sondern um die der Republikaner – was in der „pro“-Mitteilung mit keinem Wort erwähnt wird. Und Stritter ist auch nicht nur einfacher Stadtrat in Mainz, sondern Landesvorsitzender der „Republikaner“ in Rheinland-Pfalz. Auch das verschweigt „pro NRW“ – ebenso wie die Tatsache, dass sich Stritter im Oktober von seinem REP-Landesverband dazu auffordern ließ, beim nächsten Bundesparteitag der schwindsüchtigen „Republikaner“ als deren Bundesvorsitzender zu kandidieren.

Bei einem Parteitag seines Landesverbandes wurde ihm mit auf den Weg gegeben, die Republikaner müssten „endlich die gescheiterte Isolationspolitik der letzten 15 Jahre aufgeben und als Vorreiter für Wahlbündnisse unter politisch Gleichgesinnten einen Anfang für die Zusammenführung des rechtsdemokratischen Lagers ermöglichen“. Die Republikaner sollten „Gespräche mit gleichgesinnten rechtskonservativen Gruppierungen und prominenten Einzelpersönlichkeiten aufnehmen, die letztlich in die Gründung einer gemeinsamen Wahlplattform münden“. Genau diesen Auftrag scheint Stritter jetzt schon vor dem Bundesparteitag der REP und vor einer Entscheidung über eine neue Führungsspitze umsetzen zu wollen.

Wie groß seine Chancen sind, sich bei dem Bundesparteitag, der Ende März in Nordrhein-Westfalen stattfinden soll, gegen REP-Chef Rolf Schlierer durchzusetzen, ist offen. Einerseits können weite Teile der Parteibasis nicht mehr übersehen, dass der Weg Schlierers, der seit eineinhalb Jahrzehnten an der Spitze der Partei steht, keinerlei (Wahl-)Erfolge aufzuweisen hat. Andererseits sind in diesen anderthalb Jahrzehnten schon so viele Opponenten der gegenwärtigen Führung aus der Partei ausgeschlossen oder hinausgemobbt worden, dass sich das Potenzial einer internen Opposition schwer einschätzen lässt.

Schlierer dürfte es auch sauer aufstoßen, dass sich Stritter vor der Landtagswahl in NRW mit Beisicht einlässt. Immerhin haben auch die REP angekündigt, bei dieser Wahl antreten zu wollen.

Gewinner in diesem Spiel, so hoffen Beisicht & Co. wohl, wäre aber so oder so „pro NRW“: Entweder hat es die Rechtspopulistentruppe aus Köln und dem Umland künftig mit einem REP-Vorsitzenden zu tun, der für eine Zusammenarbeit offen ist. Aber sollte Stritter gegen Schlierer unterliegen, wäre eine weitere Austrittswelle bei den „Republikanern“ die Folge – Austretende, die zum Teil ihr Heil in einem Anschluss an „pro“ suchen würden.

„Pro“-General Wiener hat schon einmal das große Ganze im Blick. „Gerade nach der Schweizer Volksabstimmung über das Minarettverbot sollte allen seriösen rechtsdemokratischen Gruppierungen in Deutschland klar sein, welch große Chancen es für uns gibt, wenn wir uns einig sind und geschlossen auftreten“. Man müsse nur „das wenige Trennende zurückstellen und das große Gemeinsame in den Vordergrund rücken“. Beisicht und Stritter würden „mit gutem Beispiel voran gehen“. (ts)