Köln/Hamburg – DVU-Chef Matthias Faust erinnert immer mehr an den Kapitän eines Kahns, der nicht wahrhaben will, dass sein Pott langsam aber sicher sinkt. Mannschaft und Passagiere sind in den Rettungsbooten oder haben sogar längst auf anderen Schiffen angeheuert, doch dem Käpt’n hat wieder einmal niemand etwas gesagt.
Und so kurbelt und kurbelt er am Steuer seines Bootes, von dem er glaubt, es sei ein Tanker, und merkt nicht, dass niemand mehr da ist, der Kohlen auf den Kessel werfen könnte, und auch niemand, der die Kohlen bezahlen könnte...
Am Wochenende ist – um noch ganz kurz im Bilde zu bleiben – einer ins Beiboot gehüpft, der gerne selbst ein Schiff steuern möchte, obwohl er kein Patent dafür besitzt. Er hat an einem anderen, mit politischen Altlasten beladenen Frachtkahn wieder beigedreht: Patrik Brinkmann, der auf der „MS DVU“ die Kohle für die Kohlen beibringen sollte und dafür auch ein wenig den Kurs bestimmen durfte, ist von Fausts Seelenverkäufer verschwunden und statt dessen auf der „pro NRW“ an Bord geklettert.
Verlassen wir die Sprache der Schifffahrt. DVU-Chef Faust hatte sich noch am Mittwoch erstaunt gezeigt angesichts der „Spekulationen um den Austritt Patrik Brinkmanns aus der DVU“. „Bisher liegt mir kein Austritt Patrik Brinkmanns vor“, beteuerte er und verriet damit unter anderem, wie schlecht es um die innerparteiliche Kommunikation wirklich bestellt ist.
Die „bisherigen Gespräche mit den Vertretern von Pro-NRW“ seien doch „stets sehr einvernehmlich verlaufen“, schmeichelt er den Rechtspopulisten vom Rhein: „Selbstverständlich dürfen sich demokratische Rechtsparteien wie Pro-NRW und die DVU nicht bekämpfen.“ Für ihn, Faust, sei „deshalb“ eine Kandidatur der DVU bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen auch nicht in Frage gekommen – so als wäre der Verzicht auf einen Wahlantritt eine ganz und gar freiwillige Entscheidung und nicht auch das Resultat aus der Erkenntnis, dass die DVU gar nicht das Potenzial hat, in NRW anzutreten.
Auf den Parteienstatus zu verzichten und sich zum Verein zurückzuentwickeln, wie von Brinkmann empfohlen, mag Faust nicht: „Als bundesweit organisierte Partei mit über 6.000 Mitgliedern hat die DVU aus meiner Sicht die Verpflichtung, die Einigungsbestrebungen voranzutreiben – und zwar in ihrem derzeitigen Status als Partei.“ Mit Patrik Brinkmann hätten DVU und „pro“ doch nun „ein verbindendes Doppelmitglied zwischen beiden Parteien“, umwirbt Faust Beisicht, Rouhs & Co..
Doch die wollen von solchen Zuneigungsbekundungen offenbar wenig wissen. „Pro Deutschland“-Chef Manfred Rouhs spricht von „unverschämten Versuchen“ Fausts, Brinkmann „als ,Doppelmitglied’ auszugeben“. Und das Internetportal „Endstation rechts“ zitiert den „pro NRW“-Generalsekretär Markus Wiener zum Verhältnis zur DVU: „Es gibt keine Zusammenarbeit und die wird es auch in Zukunft nicht geben.“ Brinkmann selbst wird mit den Worten wiedergegeben, „selbstverständlich“ sei er nach seinem Eintritt in die „Bürgerbewegung pro NRW“ kein Mitglied der DVU mehr. Die „pro-Bewegung“ sei die „einzig zukunftsträchtige Oppositionsbewegung rechts der Mitte“.
Käpt’n Faust könnte derweil seinen Ersten Offizier Andreas Molau – falls er denn noch an Bord ist – fragen, ob es stimmt, dass dieser zu der Runde, bei der am vorigen Samstag in Köln Brinkmanns Parteiwechsel offenbar ausverhandelt wurde, ebenfalls eingeladen war. Und dann könnte sich der Kapitän so langsam auf die Suche nach einer Schwimmweste machen. (rr)