Köln – Auf den „Offenen Brief“, mit dem sich die beiden „pro NRW“-Politiker Judith Wolter und Jörg Uckermann über die ausbleibende Berichterstattung des antimuslimischen Internetblogs „Politically Incorrect“ (PI) beschwert hatten*, gibt es offenbar zurzeit noch keine Reaktion der PI-Betreiber oder des direkt angesprochenen PI-Gründers Stefan Herre. Die beiden Kölner „pro“-Politiker starteten gestern einen neuen Appell an die „islamkritische Bewegung, um deren Einheit und politische Durchschlagskraft auch für die Zukunft zu erhalten“.**
Auf die neue Sympathie von PI für den Berliner Ex-CDU-Abgeordneten Rene Stadtkewitz und seine Parteineugründung „Die Freiheit“ gehen beide in ihrer neuen Stellungnahme mit keinem Wort ein. Sie betonen stattdessen, „pro Köln“ und „pro NRW“ seien auf kommunaler Ebene in NRW „feste Größen im Kampf gegen die Islamisierung“. Unerwähnt bleibt dabei Manfred Rouhs’ „Bürgerbewegung pro Deutschland“, die in Berlin mit „Die Freiheit“ konkurriert.
Verteidigt wird von Wolter und Uckermann hingegen „pro NRW“-Mitglied und -Mitarbeiter Andreas Molau. Er werde „sicher ganz gezielt auf PI als Hassobjekt aufgebaut“. In den PI-Kommentarspalten werde Molau „als Judenhasser und Islamfreund dargestellt“, klagen sie. „Vielleicht ist dies ein Problem der virtuellen Kommunikation, dass man sich nämlich nicht auf seine eigene Wahrnehmung verlässt, sondern auf Fremdurteile.“*** Wenn man wissen wolle, was Molau denke und wie er sei, solle man „mit ihm reden und nicht bloß immer wieder ein paar kryptische Zitate herauskramen, die das eigene Vorurteil bestätigen“.**** Warum, so fragt das „pro NRW“-Duo, sei Molau zu den vielen und „zum Teil ehrabschneidenden Vorwürfen“ nicht einmal selbst befragt worden? „Sein Wirken im Narrensaum war zweifellos ein großer Fehler“, räumen Wolter/Uckermann mit Blick auf den NPD- und DVU-Vorlauf des ehemaligen Waldorf-Lehrers ein, „ein Fehler, den er aber inzwischen selbst eingesteht.“ ***** Molaus Menschenbild sei „nicht rassistisch, sondern humanistisch“, meinen Uckermann/Wiener. ****** (ts)
* /nrwrex/2010/09/nrw-pro-nrw-klagt-ber-liebesentzug
** siehe auch zum Hintergrund des Appells: http://www.bnr.de/content/antiislamische-konkurrenten
*** Ganz ohne „Fremdurteil“ und auch nicht aus dem Zusammenhang gerissen hier zwei Zitate aus einer Rede, die Molau nicht etwa in lange zurückliegenden Jugendtagen hielt, sondern vor gerade einmal eineinhalb Jahren bei einer Demonstration der NPD in Osnabrück unter dem Motto „2000 Jahre Kampf gegen Überfremdung – für nationale Selbstbestimmung“:
„Wir haben in unserem Land eine Gedenkkultur. Und diese Gedenkkultur wird von einer kleinen religiösen Minderheit beeinflusst und gesteuert. Und, liebe Freunde, bevor es dann wieder in der Presse heißt, ja, das sei etwas Antisemitisches, was da geäußert wird, da kann ich nur sagen, es ist nicht allein der Zentralrat der Juden in Deutschland, der uns zu schaffen macht, weil er uns in die Knie zwingt, sondern es sind unsere eigenen deutschen Politiker, die wir bekämpfen müssen, die vor diesen Leuten einen Kotau machen. (...) Wir haben eine Gedenkkultur, in der die Deutschen seit über 60 Jahren geknechtet und gebeugt werden. Wir haben eine Gedenkkultur, die die Kinder und Jugendlichen von frühester Zeit an durch Gedenkstätten schleifen, die die deutschen Kindern und Jugendlichen von Anfang an ein Schuldbewusstsein einimpfen. Wir haben eine Gedenkkultur, die dieses Volk beugen soll, weil man dieses Volk zerstören möchte.“ (Fehler im Original)
**** Ganz unkryptisch der O-Ton Molaus beim Sommerfest der NRW-NPD 2008: „Wir wollen Deutschland zu einer national befreiten Zone machen! [...] Wir wollen endlich wieder Herr im eigenen Haus werden. [...] Da heult der Herr Laschet vor Kurzem rum, es gäbe auch hier in Nordrhein-Westfalen – vielleicht ist das ja dem einen oder anderen auch schon aufgefallen – sogenannte No-Go-Areas für Schwarze. No-Go-Areas, also Gebiete, in die sich Schwarze, also Maximalpigmentierte – Neger darf man ja nicht mehr sagen –, in die sie sich nicht mehr hereintrauen würden. Ja, liebe Freunde, wir würden ja uns ja freuen, wenn es so wäre. Wir wären ja froh, wenn es Räume in Nordrhein-Westfalen oder Deutschland geben würden, wo mal keine Schwarzen da wären, das wäre doch tatsächlich mal etwas.“
***** Molau, ebenfalls nicht im Überschwang der Jugendjahre, sondern im Frühjahr 2009 im Interview mit der „Narrensaum“-Zeitung der NPD, „Deutsche Stimme“: „Wenn ich eine Rücknahme von wählerverschreckenden Verbalradikalismen, ein volksnahes Auftreten bei Demos und einen Gegenwartsbezug des Nationalismus fordere, ist das kein Verrat an Idealen, ich kratze damit in keiner Weise unsere nationalistischen Ideale an, sondern mache sie damit massenattraktiv.“ Und z. B. zu Stauffenbergs Attentat gegen Hitler in jenem Interview: „Was den 20. Juli angeht, so werde ich einen Teufel tun, mich über diese Verräter positiv auszusprechen. Daß sie teilweise dachten, im Sinne der Nation zu handeln, mag sein. Aber Hochverrat bleibt Hochverrat.“
****** Molau im Internetportal „Muslim Markt“ im März 2006: „Es gibt nach meiner Auffassung nicht die Menschheit an sich, sondern Rassen und Völker. Der Wert einer Weltkultur liegt in seiner organisch gewachsenen Vielgestaltigkeit. Die erzwungene Vermischung der Völker trägt nur zur besseren Handhabbarkeit der Menschen bei, weil sie mit der Egalisierung das Mittelmaß schafft. [...] Ein Türke kann versuchen ein Deutscher zu werden oder umgekehrt. In jedem Fall, so glaube ich, sind das dann aber entwurzelte, zerrissene Menschen, die vor dem ,Erkenne Dich selbst’ geflohen sind. Sie sind hier nicht mehr zu Hause und dort noch nicht.“ Und an den Interviewer gewandt: „Wenn Sie meine Positionen als rassistisch bezeichnen, kann ich mich nicht wehren. Der Begriff selbst ist ja einerlei. Wichtig ist die Charakterisierung. Ich würde es völkisch nennen, aber ich nehme auch ihren Begriff gelassen hin.“