Düsseldorf – Unter keinem guten Stern stand am Sonntagabend die „Mahnwache“ von „pro NRW“ gegen den Redeauftritt des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan in Düsseldorf: mieses Wetter; man blieb wieder einmal weitestgehend ohne Öffentlichkeitswirksamkeit unter sich; ein Fußvolk, das sich von Gegendemonstranten leicht ablenken ließ; Redner, die nur teilweise ihr Publikum erreichten; und aus einer angekündigten „Spontandemo“ wurde auch nichts.
„Über 200 Teilnehmer“ begrüßte das Kölner Ratsmitglied Jörg Uckermann als erster Redner der Veranstaltung und erntete dafür sogar in den eigenen Reihen den einen oder anderen Lacher. Tatsächlich waren nicht 200, sondern etwas mehr als 80 „pro NRW“-Mitglieder und -Anhänger in die Landeshauptstadt gekommen. Abgesehen von einer Handvoll Rechtspopulisten, die auf eigene Faust angereist waren, wurden sie mit zwei Reisebussen zum Ort ihrer Kundgebung gebracht. „Pro“-Chef Markus Beisicht tröstete sich und die Seinen damit, dass man doch „stellvertretend für viele tausend Islamkritiker aus Nordrhein-Westfalen“ auf die Straße gegangen sei.
Mit dem Kundgebungsort an einer Kreuzung etwas mehr als 200 Meter vor dem ISS Dome waren die Mitglieder und Anhänger der selbst ernannten „Bürgerbewegung“ alles andere als zufrieden. Und das obwohl er exakt den Kriterien entsprach, die „pro NRW“ im Vorfeld selbst verbreitet hatte: an der Theodorstraße und in Sichtweite zu der Halle, in der Erdogan am Abend sprach.
Auch das durchgehend schlechte Wetter war nicht dazu geeignet, die Stimmung der Rechtspopulisten aufzuhellen. Schon bei Uckermanns Rede suchte ein Teil von ihnen lieber mit Sprechchören die verbale Konfrontation mit Gegendemonstranten, statt den Worten ihres Kölner Ratsherrn zu lauschen. Mit Problemen zu kämpfen hatten zudem die Techniker der Beisicht-Truppe. Eine Rede von Regina Wilden war zum großen Teil selbst in den eigenen Reihen nicht zu vernehmen. Moderator Markus Wiener versuchte die Stimmung zu retten, indem er auf die mediale Resonanz hinwies, die man mit der Aktion immerhin schon erreicht habe.
Für zumindest etwas rechtspopulistische Stimmung in der überschaubaren Runde unter den Regenschirmen sorgten bei der knapp 40-minütigen Kundgebung der Ex-NPDler Andreas Molau und „pro“-Sponsor Patrik Brinkmann. Dabei verzichtete Brinkmann diesmal sogar darauf, melodramatisch eine Bibel zu schwenken oder ein Gesetz zu zerreißen.* Statt dessen verteilte er Werbeprospekte für ein von ihm herausgegebenes Buch.
Auch die Rechnung von Beisicht, nach Abschluss der Kundgebung noch in einer „Spontandemonstration“ zum ISS Dome zu ziehen, ging nicht auf. Zunächst ließ Versammlungsleiter Bernd Schöppe durchblicken, dass er keinesfalls, wie von seinem Parteichef angekündigt, als Anmelder einer solchen Demo fungieren werde. Zum anderen machte anschließend die Polizei Beisicht deutlich, dass man eine solche „spontane“ Demonstration nicht zulassen werde.
Immerhin war damit noch einmal für etwas Empörung im Rechtspopulistenvolk gesorgt, das die Entscheidung der Polizei mit „Stasi raus“-Rufen quittierte. Aber vielleicht war ja genau das der Grund der Beisicht’schen Übung: die Produktion von etwas Erregung in der eigenen Anhängerschaft nach einer ansonsten wenig erfolgreichen „Mahnwache“... (rr/ts)
* /nrwrex/2011/02/d-schwedisch-preu-ischer-pro-sponsor-kommt-zur-mahnwache