ESSEN – Die extrem rechte „Bürgerbewegung pro NRW“ will heute Vormittag in Essen ihre „Freiheit statt Islam“-Tour starten. Vorgesehen sind bis zum 8. Mai, fünf Tage vor der Landtagswahl, Kundgebungen vor 25 Moscheen zwischen Bielefeld und Aachen.*
Während sich die allermeisten Veranstaltungen in einem sehr überschaubaren Rahmen halten dürften – selbst für den Feiertag am 1. Mai sollen bei den Veranstaltungen im Bergischen Land nur rund 30 Teilnehmer angekündigt sein –, werden heute deutlich mehr „pro NRW“-Mitglieder und -Anhänger in der Ruhrgebietsmetropole erwartet. Die Rede ist von 150 Teilnehmern, meldete Radio Essen.**
Zum Auftakt der ohnehin nur auf Schlagzeilenproduktion angelegten Tour hat sich die selbst ernannte „Bürgerbewegung“ eine besondere Provokation einfallen lassen: Vorgestellt werden sollen in Essen „sämtliche prämierten Einsendungen“ eines vorgeblich „islamkritischen Karikaturenwettbewerbs“ sowie rund zwei Dutzend weitere Arbeiten zum Thema. Auch ein „Kurt-Westergaard-Ehrenpreis“ für die „mutigste islamkritische Einsendung“ werde verliehen.
Die österreichische Nationalratsabgeordnete Susanne Winter*** soll die Preisträger auszeichnen, wurde am Freitag bei einer „Pressekonferenz“ der Partei angekündigt. Über die Resonanz auf die Einladung zu jenem Gespräch mit Medienvertretern machte die selbst ernannte „Bürgerbewegung“ keine Angaben – wohlweislich, weil das Ergebnis von lediglich zwei anwesenden, externen JournalistInnen mehr als blamabel für die angeblich von Erfolg zu Erfolg eilende Partei wäre.
Immerhin ermöglichen die pünktlich zur „Pressekonferenz“ veröffentlichten ersten Karikaturen einen Hinweis auf die „Qualität“ der zum Wettbewerb eingereichten Arbeiten. Eine Collage zeigt einen Koran, auf dem Pistolen- oder Revolverhülsen liegen, ergänzt um den Schriftzug: „Waffen alleine töten keine Menschen – Sie benötigen die Macht der Gedanken“.
Der für seine notorischen Übertreibungen und substanzarmen Superlative bekannte „pro NRW“-Generalsekretär Markus Wiener verkündete derweil, in Essen werde sich heute „die europäische Führungsspitze der freiheitlichen, islamkritischen Bewegung treffen“. Er meint: Susanne Winter von der FPÖ, Filip Dewinter und Hilde De Lobel vom Vlaams Belang. Also: eine Politikerin aus der vierten (Parlaments-)Reihe der FPÖ, den Fraktionsvorsitzenden in einem belgischen Regionalparlament und eine Ex-Abgeordnete aus jener Volksvertretung. Eventuell auch seine eigenen Parteioberen. Immerhin, was „Spitzen“-Kräfte anbelangt: Auch der Chef der im Niedergang befindlichen „Republikaner“, Rolf Schlierer, soll seine Teilnahme zugesagt haben.
Wäre man besorgt um die Bodenhaftung der angeblichen „Bürgerbewegung“ – man müsste sich Gedanken machen. Erst recht, wenn der Generalsekretär nach den für seine Partei eigentlich desaströsen Nachrichten dieser Woche zu den lokalen Verquickungen zwischen „pro NRW“ und dem neonazistischen „Freundeskreis Rade“ feststellt: „Die Marke PRO NRW dürfte inzwischen auch dem letzten Wähler in NRW und sogar darüber hinaus bekannt geworden sein.“ Andererseits: Wer würde ihm da widersprechen wollen? Die extrem rechte „Marke“ ist bekannt. (rr/ts)
* zum Hintergrund der Tour: /nrwrex/2012/03/nrw-provokation-ersetzt-parteibasis
Der Terminplan der „Freiheit statt Islam“-Tour von „pro NRW“:
28. April: Essen, Gelsenkirchen
30. April: Duisburg, Moers, Bottrop
1. Mai: Solingen, Remscheid, Bergisch Galdbach
2. Mai: Oberhausen, Herten, Hamm
3. Mai: Bochum, Dortmund, Unna
4. Mai: Mönchengladbach, Krefeld, Düsseldorf
5. Mai: Aachen, Bonn, Leverkusen
7. Mai: Bielefeld, Münster, Hagen
8. Mai: Düren, Köln
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