RE: „Pro NRW“ und der Neonazi-„Literat“ (ergänzt)

RECKLINGHAUSEN – Der Ende 2010 gestorbene hessische Neonazi Thomas Brehl hat sich phasenweise auch als Literat verstanden. Für Preise oder nennenswerte Veröffentlichungen des von ihm Gereimten hat es nie gereicht – der Kreisverband Recklinghausen der rechtspopulistischen Partei „pro NRW“ freilich findet eines seiner Werke offenbar so gut, dass es ihm quasi als Fazit eines Textes dient, der aktuell auf seiner Homepage zu finden ist. Freilich ohne genaue Autorenangabe.

Die sogenannte „Bürgerbewegung Pro NRW“ müsse „langsam zeigen auf welcher Seite sie steht“, hatten Oberhausener Neonazis vor wenigen Tagen gefordert. „Aus Angst vor der Missgunst bei den Wahlen“ halte man sich jedoch „anscheinend alle Tore offen“. Der „Freie Widerstand Oberhausen“ moniert, dass „pro NRW“ im Vorfeld einer „,Anti-Islam-Demo’ keinerlei Kontakt zu Aktivisten aus unseren Reihen“ hätte haben wollen. Dabei sei man doch seitens der Neonazis „die einzige Opposition die noch Nationalistisch und Sozialistisch für unser Volk und unser Land einsteht“. Die „Bürgerbewegung“ mit „teilweise ähnlichen Zielen“ solle nun „genau wissen was zu tun ist“: „Die lächerliche Anzahl von Pro NRW Aktivisten bei den Demonstrationen und die Distanz zur Nationalen Opposition lässt sie nirgendwo gut darstehen.“

Neonazistisches Liebeswerben

Ob Recklinghausens „pro NRW“-Kreisvorsitzender Werner Peters das neonazistische Liebeswerben aus Oberhausen kennt, ist nicht klar. Er veröffentlichte aber nun seinerseits einen „Appell an ALLE Patrioten“. Darin wird zwar zweimal betont, dass man auf dem „Fundament unseres Grundgesetzes“ handeln müsse. Ansonsten aber dürfte Peters’ Beitrag auch ganz weit rechtsaußen auf Gefallen stoßen.

Der Koran sei „in Deutschland schleunigst zu verbieten“, fordert er. Der Islam sei eine „Sklavenreligion“, die „den Menschen in einen hirnlosen Zombie verwandelt“. Und weiter geht’s bei Peters: „Der Islam ist von seinem Grundwesen keine Religion, er ist eine Polit-Ideologie mit theokratischer Rechtfertigung, konditioniert auf Beute – er ist ein organisiertes Verbrechen gegen die Menschlichkeit.“

„Alle nationalen und patriotischen Kräfte sammeln“

Dagegen sollen diejenigen, die „zuallererst Deutsche“ sein wollen, seiner Ansicht nach zusammenhalten: „Es gilt alle nationalen und patriotischen Kräfte zu sammeln und zu bündeln und eine starke Heimatfront gegen die Deutschlandabschaffer zu bilden.“ Schluss müsse sein „mit Eifersüchteleien und Neid unter den Patrioten“, meint Peters, der in der Vergangenheit nicht nur einmal weit am rechten Rand zu fischen versuchte.* „Eigenes Denken und Handeln“ solle dieses Bündnis nicht ausschließen, zeigt er sich Peters flexibel.

„Kampfbund Deutscher Sozialisten“

„Eigenes Denken und Handeln“ bewies auch der Autor jenes Gedichtes, das nach Peters’ Gruß an die Leser („Es lebe unser Deutschland!“) auf der Internetseite seines „pro NRW“-Kreisverbandes wiedergegeben wird. Es trägt den Titel „Schicksal“. Als Autorenhinweis ist etwas schamhaft lediglich „T.B., Juli 1998“ vermerkt. Im Internet ist es hier und da noch auf einschlägigen Neonazi-Seiten zu finden. Zum Beispiel auf der Seite jener Neonazi-Organisation, an deren Spitze „T.B.“ Thomas Brehl lange stand: „Kampfbund Deutscher Sozialisten“ hieß sie und ist längst aufgelöst. Die literarischen Ergüsse Brehls haben aber überlebt – unter anderem beim angeblichen „Rechtsdemokraten“ an der Spitze von „pro NRW“ in Recklinghausen. (rr)

* siehe unter anderem:

/nrwrex/2011/10/re-pro-nrw-entdeckt-hochverr-ter

/nrwrex/2011/06/re-pro-nrw-kreisverband-bevorzugt-klartext

/nrwrex/2011/06/re-pro-nrw-funktion-r-mit-neonazi-kontakten-schl-pft-die-rolle-des-aufkl-rers

/nrwrex/2011/06/re-gelungener-abend-im-kreis-von-neonazis

/nrwrex/2011/06/re-der-pro-nrw-kreisvorsitzende-und-der-ns-narrensaum

/nrwrex/2011/06/re-neonazis-als-wahlkampfhelfer-f-r-pro-nrw

/nrwrex/2010/10/mg-ein-beispiel-zuk-nftiger-rechter-geschlossenheit

/nrwrex/2010/10/re-pro-nrw-die-kleindeutsche-l-sung-und-die-diktatur-der-bundesrepublik

  • Ergänzung, 20.45 Uhr: Brehls Gedicht ist inzwischen von der Internetseite des „pro NRW“-Kreisverbands Recklinghausen entfernt worden.