KÖLN/DÜSSELDORF/MÜNSTER - Fast ein Jahr ist es jetzt her, dass Stück für Stück bekannt wurde, was fast alle bis dahin ausgeschlossen und einige wenige zwar befürchteten und auch für möglich hielten, aber auch nicht wirklich geglaubt hatten: Eine abgetauchte Neonazitruppe mit einem weit verzweigten UnterstützerInnennetzwerk zog jahrelang durch das Land, ermordete zehn Menschen und verübte Sprengstoffanschläge, bei denen weitere Menschen teilweise schwer verletzt werden.
Köln
"Jahrelang konnte die Polizei die Morde nicht aufklären, weil Rassismus nie ernsthaft als Tatmotiv in Erwägung gezogen wurde", heißt es im Ankündigungstext einer Veranstaltung, die am 8. November von der "Info- und Bildungsstelle gegen Rechtsextremismus im NS-DOK der Stadt Köln" in Kooperation mit der Volkshochschule Köln durchgeführt wird. Hier soll zusammengetragen werden, "was wir nun, ein Jahr nach der Aufdeckung des NSU wissen, welche Fragen noch immer offen sind und was konkret zu tun ist". Für die Teilnahme am Podium eingeladen sind u.a. Ali Demir, 2004 Vorsitzender der IG Keupstraße, Dr. Kemal Bozay, Politikwissenschaftler und Anwohner, sowie das Antifaschistische Pressearchiv- und Bildungszentrum (apabiz e.V.) aus Berlin. Nähere Infos hier.
Düsseldorf
Einen ähnlichen Ansatz verfolgt eine Veranstaltung am 28. November in der Reihe "INPUT - antifaschistischer Themenabend in Düsseldorf". Vieles sei seit dem 4. November 2011 "recherchiert, veröffentlicht, diskutiert, reflektiert, aber auch verharmlost, vertuscht und verdunkelt worden. Untersuchungsausschüsse wurden eingesetzt, ungezählte Veranstaltungen organisiert, die Zusammenarbeit mit Betroffenen und Angehörigen von Opfern gesucht und aufwändige unabhängige antifaschistische Recherchen angestrengt. Doch was ist tatsächlich aufgearbeitet und aufgeklärt worden? Welche Erkenntnisse über den NSU und seine UnterstützerInnen sowie den Umgang mit der von ihnen ausgehenden Gefahr konnten gewonnen werden? Wie sind die Arbeit der Untersuchungsausschüsse, der Ermittlungsbehörden, der Verfassungsschutzämter, die Berichterstattung der Presse, die politischen Reaktionen von Bundesregierung und Länderregierungen sowie der Umgang mit Opfern und Betroffenen zu werten? Und welche Forderungen sind hieraus abzuleiten?" Als ReferentInnen angekündigt sind Heike Kleffner, Journalistin und Referentin der Linksfraktion im Bundestag für den NSU-Untersuchungsausschuss, sowie Michael Weiss (apabiz e.V.). Nähere Infos hier.
Münster
Bereits am übermorgigen 29. Oktober veranstaltet die "Antifaschistische Linke Münster" unter dem Motto "Nazi-Terror und Geheimdienst-Skandal. Eine vorläufige Bilanz ein Jahr nach Aufdeckung des NSU" eine Infoveranstaltung mit Katharina König, Abgeordnete der Partei „Die Linke“ im Thüringer Landtag und Mitglied im dortigen NSU-Untersuchungsausschuss. König sei in den 90er Jahren in Jena aufgewachsen und kenne "die späteren NSU-Täter*innen und deren Unterstützungsumfeld aus dieser Zeit". Themen der Veranstaltung seien u.a. "die politische Sozialisation der NSU-Täter*innen" sowie "die bisherigen Ergebnisse der Aufklärung". Zur Veranstaltungsankündigung.