OBERHAUSEN – Am 4. Juli wird wie angekündigt die 52. Ausgabe der “LOTTA – antifaschistische Zeitung aus NRW, Rheinland-Pfalz und Hessen” erscheinen. Im folgenden dokumentieren wir vorab das Editorial und das Inhaltsverzeichnis. Inhaltlicher Schwerpunkt ist das Thema “'Drinnen' oder 'draußen'? Der Mythos Ausstieg aus der extremen Rechten".
LOTTA ist im gutsortierten Buchhandel (ISSN: 1865-9632), in Infoläden, an Büchertischen und natürlich auch postalisch erhältlich. Bestellungen sind via E-Mail an lotta-vertrieb@nadir.org möglich. Der Ladenpreis beträgt im Inland 3,50 Euro, beim Versand von Einzelexemplaren kommt 1,50 Euro für Porto und Verpackung hinzu. Ein Jahresabo über vier Ausgaben kostet 15,- Euro inklusive Porto. Bei Förderabos ab 50,- Euro/Jahr werden auf Wunsch Spendenbescheinigungen über die Fördersumme ausgestellt. WeiterkäuferInnen erhalten ab fünf Exemplaren Rabatte bis zu 25 Prozent.
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Editorial LOTTA #52
Liebe Leserinnen und Leser,
extrem rechte Bestrebungen werden hierzulande in erster Linie als Image- und/oder Sicherheitsproblem verstanden: Hier zieht sich eine Linie vom „Aufstand der Anständigen“ über die Diskussionen um ein NPD-Verbot bis zu den Kompetenzerweiterungen von Überwachungs-, Verfolgungs- und Geheimdienstbehörden. Im Kontext des NSU-Skandals erscheinen die staatlichen Behörden als Profiteure eigenen Versagens. Zugleich werden staatlicherseits sicherheitspolitische Ressentiments gegen Zugewanderte und besonders gegen Muslime fortgeführt. Deutlicher als damit kann eigentlich nicht mehr gezeigt werden, dass eine selbstkritische Reflexion eigener Fehler im Umgang mit rechter Gewalt staatlicherseits eigentlich gar nicht erwünscht ist.
Vor genau zehn Jahren, in unserer Ausgabe #13, haben wir uns mit dem Thema „AussteigerInnen“ aus der Neonazi-Szene beschäftigt. An der Aktualität des Themas hat sich seitdem nichts geändert, der Mythos „Ausstieg“ wird weiter gepflegt, der Umgang mit Akteur_innen aus der extremen Rechten, die sich tatsächlich oder auch vermeintlich von der extremen Rechten distanzieren, kann nach wie vor in vielen Punkten nur als haarsträubend bezeichnet werden. Grund genug also, das Thema wieder einmal auf die Tagesordnung zu setzen.
Unser Beitrag zu fragwürdigen Entwicklungen bei der Opferberatungsstelle "BackUp" in der letzten Ausgabe ist auf großes Interesse gestoßen. An den Kritisierten selbst scheint die Kritik jedoch völlig vorbeizugehen. Das „neue“ Konzept des "Kompetentzentrums Westfalen" (KZW) liest sich fast wie das alte, aber der Name wurde geändert. Am 24. Juni gründete sich in Hamm der Verein "BackUp – ComeBack: Westfälischer Verein für die offensive Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus e.V.". Dieser soll sowohl die Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt ("BackUp") als auch die Beratungsarbeit für Ausstiegswillige ("ComeBack") betreiben. Dortmunds OB Ullrich Sierau verschickt derweil Briefe an seine westfälischen Amtskolleg_innen, mit der Bitte, dem neuen „parteipolitisch unabhängigen“ Verein beizutreten. Zugleich hat der Hammer Oberbürgermeister Thomas Hunsteger-Petermann angekündigt, die "BackUp"-Leiterin Claudia Luzar mit einer Bestandsanalyse der extrem rechten Szene in Hamm sowie der Erstellung eines Handlungskonzept zu beauftragen. Problemaufriss, Bestandsaufnahme, Handlungskonzept sowie begleitende Evaluation aus einer Hand – das verspricht beiderseitig gewinnbringende Abwicklungsaussichten.
Wir bedanken uns bei allen, die uns bei der Erstellung dieser Ausgabe als Autor_innen, Interviewpartner_innen, Fotograf_innen oder anderweitig unterstützt haben.
Wir wünschen einen entspannten antifaschistischen Sommer.
Eure LOTTA-Redaktion
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Inhaltsverzeichnis der LOTTA-Ausgabe Nr. 52:
Gesellschaft
Intergeschlechtlichkeit / Intersex: Ein Ende der geschlechtszuweisenden Eingriffe im Säuglingsalter ist dringend nötig
Brüche im Establishment: Die „Alternative für Deutschland”
Schwerpunkt
„Drinnen“ oder „draußen“? Der Mythos Ausstieg aus der extremen Rechten
„Das Ding aus dem Sumpf“? Trivialitäten und Komplexitäten von Distanzierungsprozessen
Ein Einsamer kehrt zurück: Geläuterte, Opfer und Rebellen. Der Mythos Ausstieg
Ausstieg und Gender: Eine gendersensible Betrachtung von Distanzierungsprozessen
Grundsätzlicher Zielkonflikt: Ausstiegshilfe vom Geheimdienst
Antifa als Ausstiegshelferin? Die heikle Frage des Umgangs mit ausstiegswilligen Neonazis
Extreme Rechte
Nicht auf „demokratischem Wege“: Die „Freien Kräfte Oberberg“
Propaganda – Lüge – Aktivismus: Das "Freie Netz Hessen" zwischen Größenwahn und Jammerei
Landesverband Westpfalz? Die NPD in RLP vor der Bundestagswahl
Bergab in neuer Besetzung? Von „Hausverbot“ zu „Kategorie C“
Nichts geahnt und gewusst? Der NSU-Prozess in München hat begonnen
Die „Identitäre Bewegung“ in Deutschland: Eine „neurechte“ Jugendbewegung unter Führung rechtsintellektueller Netzwerke?
Unter freiem Himmel: Demonstrative Aktionen der extremen Rechten
Kurzmeldungen
Braunzone
„Botschafter der Aussöhnung“? Die „Landsmannschaft Ostpreußen” in NRW stellt die Kriegsschuldfrage
International
Düstere Einsichten und Aussichten: Woraus schöpft die „Goldene Morgenröte“ (Chrysi Avgi) ihre Stärke?
(Anti)Rassismus
„Das ist die nicht akzeptable Geschichte“: Interview mit Mitat Özdemir und Dr. Ayla Güler-Saied
Geschichte
„Wie lange sollen wir uns das gefallen lassen?!“ Zur Geschichte migrantischer Kämpfe in Deutschland – Der „Fordstreik“ 1973
Justiz
Nazis raus? Ausschluss von Neonazis aus Veranstaltungen in geschlossenen Räumen
Rezensionen
Die „Deutsche Stimme“ der „Jungen Freiheit“ / Europas radikale Rechte / Der NSU-VS-Komplex / Schreddern, Spitzeln, Staatsversagen