SOLINGEN – „Euphorie“ soll die Gründungsversammlung eines neuen Kreisverbands von „Pro NRW“ am Samstag in Solingen ausgelöst haben, schreibt die selbsternannte „Bürgerbewegung“ in einer ihrer üblichen Erfolgsmeldungen. In allen Städten und Kreisen des Bergischen Landes bestünden nun „eigene, voll handlungsfähige PRO-NRW-Verbände“. Den großen Worte folgen große Ziele: 2014 soll der Einzug in den Stadtrat gelingen.
Neuer Kreisvorstand gewählt
Zum Kreisvorsitzenden wurde der 33-jährige Stephan Hövels gewählt. Als seine Stellverteter fungieren Dennis Meyer und Jens Deubler. Das Amt der Schatzmeisterin hat Michaela Brylla inne, Marcus Dreyer wurde zum Schriftführer gewählt. Der Verband strebt eine Kandidatur zur Kommunalwahl im nächsten Jahr an. Dazu habe man, so „pro NRW“,die 46 Wahlkreise Solingens mit KandidatInnen besetzen können. Eine zehnköpfige Reserveliste für den Stadtrat wird von Hövels, Meyer und Dreyer angeführt. Außerdem sollen Mandate in den fünf Bezirksvertretungen gewonnen werden. In höchsten Tönen lobt „pro NRW“ den neuen Kreisverbandsvorsitzenden Hövels, der ein erfahrener Kommunalpolitiker sei und 2009 für den Wahlerfolg der Partei in Dormagen zu verantworten habe. Dort erzielte „pro NRW“ 4,5 % - eines der besten Ergebnisse in NRW - und konnte zwei Mitglieder in den Stadtrat entsenden, unter ihnen Hövels.
Was „Pro NRW“ verschweigt
In der aktuellen Mitteilung verschweigt „pro NRW“ aber zwei wichtige Details: Erstens besteht die Fraktion in Dormagen seit Januar diesen Jahres nicht mehr, weil Hövels nach Solingen verzog und sein Kollege Daniel Schöppe sich von „pro NRW“ distanziert hat. Gemeinsam mit dem ebenfalls ausgetretenen Norbert Back hat Schöppe die Fraktion „Ein Herz für Dormagen“ gebildet. (nrwrex berichtete) Von „Pro NRW“ wollen sie nichts mehr wissen. Zweitens ist es bereits der zweite Versuch in Solingen einen Kreisverband von „Pro NRW“ zu gründen. Den ersten Anlauf nahmen die RechtspopulistInnen im Februar 2010. Damals wurde das ehemalige NPD-Mitglied Tobias Nass zum Kreisvorsitzenden sowie zum Direktkandidaten für die Landtagswahl gewählt. (nrwrex berichtete) Im Wahlkampf wurde bekannt, wie tief Nass im braunen Milieu verwurzelt war: Ein Foto, auf dem er mit Hitler-Bärtchen posiert, war zu bestaunen, ein anderes zeigte ihn gemeinsam mit einem Aktivisten der neonazistischen „Aktionsgruppe Rheinland“. Noch 2009 wurde er bei einem Neonazi-Aufmarsch in Stolberg abgelichtet. Die NPD, seine frühere politische Heimat, ließ zudem verlauten, er sei nicht 2006 – wie Nass selbst behauptete – aus der Partei ausgetreten, sondern erst Ende Januar 2010, habe aber bis inklusive 1. April der NPD regelmäßig Spenden überwiesen. Im September 2010 erklärte Parteichef-Beisicht gegenüber dem „Solinger Tageblatt“, dass Nass „aus rein beruflichen Gründen“ nicht mehr als Kreisvorsitzender zur Verfügung stünde.