Antifa

Eines vorweg: Die Behauptung des Verlages, dass es sich um das erste Buch handele, das die Geschichte antifaschistischer Bewegungen in Deutschland beleuchtet, ist schlichtweg falsch. Hierzu sind schon einige Bücher verfasst worden. Ironischerweise werden sie sogar als Quellen zitiert. Aber seien wir gnädig und lassen eine solche Behauptung, die offenbar Werbezwecken dient, einmal durchgehen.

Eines vorweg: Die Behauptung des Verlages, dass es sich um das erste Buch handele, das die Geschichte antifaschistischer Bewegungen in Deutschland beleuchtet, ist schlichtweg falsch. Hierzu sind schon einige Bücher verfasst worden. Ironischerweise werden sie sogar als Quellen zitiert. Aber seien wir gnädig und lassen eine solche Behauptung, die offenbar Werbezwecken dient, einmal durchgehen.

Zum Inhalt: Der Historiker Richard Rohrmoser bietet eine knappe Übersicht zur Geschichte antifaschistischen Engagements in Deutschland. Der Fokus der Analyse wird auf „das Spannungsfeld zwischen zivilgesellschaftlichem Engagement und radikaler Gewaltbereitschaft“ gesetzt. In etwas mehr als der Hälfte des Buches geht es daher um Antifa-Gruppen als Teil der autonomen Bewegung. Insgesamt wird eine ordentliche — wenn auch oberflächliche — Zusammenfassung wichtiger historischer Ereignisse in dieser Zeit geliefert. Von der Straßenschlacht in Fallingbostel, über den Mord an Günter Sare und bundesweite Vernetzungsstrukturen hin zu einer schemenhaften Darstellung der Selbstidentifikation „antideutsch“ oder „antimperialistisch“. Auch die Gründung von Archiven und Zeitschriften zur längerfristigen Recherche und Aufklärung werden erwähnt, allerdings wird die LOTTA — trotz ihrer für (post-)autonome Verhältnisse langen Wirkungsgeschichte — einfach ausgelassen. Dabei hätte die Lektüre wichtiges Kontextwissen, etwa zum extrem rechten Bombenanschlag am Düsseldorfer S-Bahnhof Wehrhahn, für das Buch bieten können. Lobenswert ist, dass Rohrmoser in seiner Analyse ohne Rückgriff auf das Extremismusmodell auskommt und eine ausgewogene Darstellung bietet, die auch militante Politik in ihrem gesellschaftlichen Kontext erklärt. Rohrmoser postuliert, dass die Gewaltfrage das größte Hindernis für (post-)autonome Antifaschist*innen sei, um größere gesellschaftliche Relevanz zu entfalten. Das Buch eignet sich eher als Einstiegslektüre für linksliberale Bekannte, die wissen möchten, was eigentlich „die Antifa“ ist.

Richard Rohrmoser:
Antifa — Porträt einer linksradikalen Bewegung
C.H. Beck, München 2022
208 Seiten, 16 Euro