Szeneband

Bandportrait: Breakdown

Mit ihrer fast zehnjährigen Existenz ist Breakdown die dienstälteste rheinland-pfälzische RechtsRock-Band. Obwohl es in letzter Zeit auf musikalischer Ebene etwas ruhiger um die Gruppe geworden ist, kann von Auflösungstendenzen keine Rede sein. Aber auch jenseits der Band sind die Mitglieder in der neonazistischen Szene aktiv.

Mit ihrer fast zehnjährigen Existenz ist Breakdown die dienstälteste rheinland-pfälzische RechtsRock-Band. Obwohl es in letzter Zeit auf musikalischer Ebene etwas ruhiger um die Gruppe geworden ist, kann von Auflösungstendenzen keine Rede sein. Aber auch jenseits der Band sind die Mitglieder in der neonazistischen Szene aktiv.

Lediglich 40 bis 50 Neonazis kamen am 30. August 2012 in Dortmund zu einer Kundgebung im Vorfeld des geplanten und letztendlich verbotenen Nationalen Antikriegstags zusammen. Als schließlich „ein Kamerad aus Koblenz“ das Mikrofon ergreift, um über „Imperialismus“ zu sprechen, tut er dies in einer ungewohnten Rolle. Denn der 29-jährige Daniel Strunk war zuvor nicht als Redner bei öffentlichen Kundgebungen in Erscheinung getreten. Strunk, der nicht in Koblenz, sondern in der nahegelegenen Region um Simmern (Hunsrück/Rheinland-Pfalz) wohnt, fällt zwar als regel-mäßiger Teilnehmer von Naziaufmärschen in Rheinland-Pfalz und NRW auf, verhält sich dort aber in der Regel unauffällig und ist in den hinteren Reihen der Aufmärsche zu finden. In den Vordergrund tritt er an anderer Stelle: als Sänger der RechtsRock-Band Breakdown.

Anfänge

Nachdem sich die Band nach eigenen Angaben im Laufe des Jahres 2003 gegründet hat, entwickelte sie sich recht schnell zu einem festen Bestandteil der südwestdeutschen RechtsRock-Szene. Einen nicht unbedeutenden Anteil daran dürfte das Gründungsmitglied Timo S. gehabt haben. S., der schon in den 1990er Jahren als Gitarrist in der hessischen RechtsRock-Band Chaoskrieger aktiv war, verfügte über Erfahrung und Kontakte, verließ aber nach wenigen Jahren die Band. Von Anfang an dabei war neben Sänger Daniel Strunk auch der Bassist bzw. Teilzeitgitarrist Daniel „Brillo“ Fuchs aus Alzey. Insbesondere in den Jahren 2004 und 2005 spielte die fünfköpfige Gruppe viele Konzerte und machte sich damit einen Namen in der Szene. Zu dieser Zeit stand Breakdown fast monatlich bei neonazistischen Konzertevents auf der Bühne. Dabei fand eine Reihe von Konzerten in der Region Hunsrück statt, der „Homezone“ der Band.

Veröffentlichungen

Obwohl es der Bandname nahelegt, lässt sich Breakdown nicht im Spektrum des NS-Hardcore verorten. Die stilistischen Bezüge liegen eher bei „klassischen“ neonazistischen Skinheadbands. Nichtsdestotrotz geht es musikalisch meist härter zu und es ist ein brachialer Gesang auf den insgesamt drei CD-Veröffentlichungen zu finden. Nach einer Split-CD mit der britischen Rock Against Communism-Band Razors Edge auf dem hessischen Label White Noise Records aus dem Jahr 2005 folgten in den nächsten Jahren zwei eigenständige Studioalben. Das erste Album „...th of November“ ist als Eigenproduktion (Breakdown Records) erschienen. Auf dem CD-Cover findet sich auch das Logo von National Resistance Records. Hinter diesem Label verbirgt sich Daniel Fuchs, der sich neben seiner Bandtätigkeit auch als RechtsRock-Labelmacher versucht. Neben dem „hauseigenen“ Album trat National Resistance Records noch bei Produktionen der Band Aristokraken und deren Nachfolgeprojekt Häretiker in Erscheinung.

2010 kam die letzte Veröffentlichung von Breakdown mit dem Titel „Nationaler Sozialismus“ auf den Markt. Diesmal wieder auf dem Label White Noise Records, das mittlerweile von hessischen Blood & Honour-Nachfolgestrukturen zum Betreiber des Streetfightversandes, Torsten Staudacher, gewechselt ist.

„Political Soldiers“

„We are national socialists, loyal to the core. Political soldiers. Aryan soul. We are national socialists, our hearts are full of pride. Political soldiers. We’re the devil inside“, singt die Band in dem Lied „Devil Inside“. Dieser offene NS-Bezug zieht sich durch die meisten Texte von Breakdown, die überwiegend in englischer Sprache gehalten sind. Gemäßigte Texte sucht man vergebens. Die Bandmitglieder stellen sich als vermeintliche Widerstandskämpfer dar und rufen mit kämpferischen Parolen zum Kampf gegen „System“ und „One World“ auf. Breakdown versucht sich durch ihre Texte, aber auch die Gestaltung ihrer CDs, als authentische Szeneband darzustellen und bietet den Soundtrack zum neonazistischen Straßenkampf. Die Authentizität beweisen die Bandmitglieder auch im Alltag, und das nicht nur als Teilnehmer neonazistischer Aufmärsche. So wurde Ende 2010 bekannt, dass Daniel Fuchs in einer Kampfsportschule in Alzey ein Muay-Thai-Training für eine Gruppe Neonazis angeboten hatte. Antifaschist_innen machten dies öffentlich, woraufhin Fuchs und weitere Neonazis aus dem Verein flogen. Die Rolle von Fuchs in der RechtsRock-Szene wurde in diesem Zusammenhang nicht thematisiert. Vielmehr war er Antifaschist_innen als Kampfsporttrainer mit guten Kontakten in die lokale Neonazi-Szene bekannt.

Unterstützenswert

Neben engen Verbindungen in die südwestdeutsche RechtsRock-Szene besteht seit Gründung der Band ein „freundschaftliches“ Verhältnis mit der Dortmunder Szene um die Band Oidoxie. Des weiteren existieren gute Beziehungen in die Schweiz und zur dort ansässigen RechtsRock-Band Indiziert. So gaben Mitglieder von Breakdown schon 2004 dem Schweizer Fanzine White Revolution ein Interview. Dort heißt es auf die Frage der eigenen politischen Verortung: „Mehr oder weniger gehören wir alle dem freien nationalen Widerstand an. Wir unterstützen alle nationalen Kräfte, die wir 1. unterstützen können und 2. es auch wert sind“. Betrachtet man, wen die Band beispielsweise durch Auftritte für „unterstützenswert“ hält, findet sich ein Querschnitt des neonazistischen Musik- und Konzertbusiness. Sei es das NPD-Event „Rock für Deutschland“ in Gera, dezidiert ausgewiesene Veranstaltungen der „Hammerskins“ sowie der Blood & Honour-Nachfolgestrukturen oder „Solikonzerte“ für die Kameradschaftsszene. Eins dieser „Solikonzerte“ könnte im Nachhinein eine besondere Brisanz erhalten. Am 21. August 2010 spielten Breakdown neben verschiedenen anderen RechtsRock-Bands ein Konzert im „Rössle“, einem damaligen Nazizentrum in Söllingen (Baden-Württemberg). Die Veranstaltung war nicht nur zu Gunsten des Nationalen Antikriegstags in Dortmund, sondern gleichzeitig auch mit einem überregionalen „Klantreffen“ des rassistischen Ku-Klux-Klan (KKK) gekoppelt. So findet sich im ehemaligen thiazi-Forum ein Konzertbericht, in dem offen über die Anwesenheit von klar erkennbaren KKK-Mitgliedern und von einem „rituellen Kreuzverbrennen“ geschrieben wird. Dabei hatte doch der Verfassungsschutz im Zuge der Ermittlungen rund um den NSU und nach dem Bekanntwerden der Mitgliedschaft von baden-württembergischen Polizeibeamten im Ku-Klux-Klan verlautbaren lassen, dass es ab 2003 keine Aktivitäten des „Klans“ mehr im Südwesten gegeben hätte...

Was kommt

RechtsRock-Bands wie Breakdown haben für die neonazistische Szene eine wichtige Funktion. Nicht nur durch das Bedienen und Vermitteln einer neonazistischen Identität und Erlebniswelt, sondern auch durch ihre direkte Unterstützung für die Szene. Breakdown spielte beispielsweise mehrere Konzerte in den zeitweise existierenden „Nationalen Zentren“ in Kirchheim (RLP) und dem schon erwähnten „Rössle“ in Söllingen.

Auffällig ist, dass von Breakdown seit geraumer Zeit kein Konzert mehr registriert werden kann. In einem Interview, das das neonazistische Internet-TV-Projekt fsn-tv im Oktober 2012 mit der Band führte, gab Sänger Strunk hierfür „Zeit- und Lustgründe“ an. Allerdings ist ein Ende des Bandprojekts nicht in Sicht. Für 2013 wird eine gemeinsame Veröffentlichung mit der „befreundeten“ Band Häretiker aus dem Raum Ludwigshafen angekündigt. Darüber hinaus ist nach eigenen Angaben auch ein „Balladenprojekt“ im Entstehen.