Die letzte Division
Der „Verband Deutscher Soldaten“ und die Zeitschrift „Soldat im Volk“
Der „Verband Deutscher Soldaten“ (VdS) verfügt – nach eigenen Angaben – heute noch über ca. 5000 Mitglieder und 25 korporativ angeschlossene Verbände. 1951 als Dachverband zahlreicher Soldatenverbände wie dem „Deutschen Soldatenbund“, dem „Verband Deutsches Afrikakorps“, der „Traditionsgemeinschaft Großdeutschland“, dem „Bund ehemaliger deutscher Fallschirmjäger“ und unter Einschluss von Vertretern der ehemaligen „Waffen-SS“ gegründet, war der VdS der erste militaristische Traditionsverband, der nach der Beseitigung des Nazi-Regimes entstand.
Der Verein mit Sitz in der Bonner Rheinallee, der Ende der 1980er Jahre noch zirka 90.000 Mitglieder umfasste, ist der „Treue zum deutschen Vaterland“ verpflichtet, tritt für „die Wehrbereitschaft seiner Bürger“ und „gegen jede Diffamierung des deutschen Soldatentums und für dessen gerechte Einordnung in die Gesellschaftsordnung des deutschen Volkes“ ein. Das Eiserne Kreuz in einem silbernen Schild stellt das Wappen des VdS dar.
Kontaktsperre seit 2004
Im März 2004 sprach das Bundesministerium der Verteidigung (BMV) eine Kontaktsperre der Bundeswehr zum VdS und seinen Unterorganisationen aus. Kritisiert wurde vor allem das Vereinsorgan Soldat im Volk. So war in der Zeitschrift im Jahr 2003 ein Text des stellvertretenden Vorsitzenden der Nationalsozialistischen Partei Amerikas, Richard Tedor, „unkommentiert und unreflektiert veröffentlicht“ worden. Dieser Autor verfolge „antisemitische und geschichtsverfälschende Ziele“, schrieb das BMV. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte es gute Kontakte von Gliederungen des VdS zur Bundeswehr gegeben. Man traf sich in Bundeswehrkasernen und tauschte sich mit den jungen Rekruten aus. An Veranstaltungen und Gedenkfeiern des VdS nahmen Abordnungen der Bundeswehr teil. Dies alles gibt es seit der ausgesprochenen Kontaktsperre nicht mehr. Der VdS geriet daraufhin in eine tiefe Krise. Einzelne Landesverbände distanzierten sich vom Vereinsorgan Soldat im Volk. Auch die finanzielle Situation des Vereins verschlechterte sich massiv. In dieser Situation übernahm Oberstleutnant a.D. Max Klaar den Bundesvorsitz des VdS. Es gelang Klaar – nach eigenen Angaben – seit 2004 Spendengelder in Höhe von 150.000 Euro einzusammeln und die Vereinsarbeit weitgehend aufrecht zu erhalten. Auch das Vereinsorgan konnte weiter erscheinen.
Die Zeitschrift „Soldat im Volk“
Gegründet im Jahr 1951 erschien die Zeitschrift alle zwei Monate im schlichten Schwarz-Weiß-Druck. Verlegt wurde sie vom Förderungsverein deutscher Soldatenverbände e.V. in Bonn. Die Zeitschrift verfügte zuletzt nur noch über wenige eigene Autoren, neben dem VdS-Chef Max Klaar waren dies beispielsweise Hans-Joachim von Leesen, der auch für die Junge Freiheit schreibt, oder Pater Lothar Groppe, der zeitweise Leiter der deutschen Sektion beim Radio Vatikan war. Darüber hinaus wurden zahlreiche Artikel aus einschlägig rechten Publikationen wie Deutsche Geschichte, Preußische Allgemeine Zeitung, Junge Freiheit, Deutschland Journal und Der Schlesier oder aus der konservativen Tagespresse nachgedruckt. Auch die „Verbandsnachrichten“ und die Informationen des Hilfs- und Sozialwerk des VdS e.V. fanden sich im Heft. Dabei sind zahlreiche Beiträge militaristisch, nationalistisch oder geschichtsrevisionistisch geprägt. So schrieb VdS-Chef Max Klaar u.a. in Soldat im Volk (6/2010) über den Beginn des 2. Weltkriegs, dass „wenn ein Volk 1939 den Krieg ersehnte, dann waren es die Polen und nicht die Deutschen“. In der gleichen Ausgabe der Zeitschrift wurde unter der Überschrift „Das deutsche Volk in Auflösung“ den Thesen Sarrazins gehuldigt. Mit Blick auf den Tag der Befreiung von Hitler-Faschismus und Krieg, dem 8.Mai 1945, schrieb Max Klaar: „Deutsche haben allen Grund, dem 8.Mai 1945 als den Tag anzusehen, an dem die Ausschlachtung des völlig entrechteten Deutschlands begann“ (Soldat im Volk 5/2011). „Deutschlands Souveränität ist mehrfach beschnitten“, beklagte sich Klaar in Soldat im Volk 3/2011, und fast drohend äußerte er: „Es wird Zeit, dass wir uns aus der lähmenden Umerziehung lösen, um als deutsches Volk wieder zukunftsfähig zu werden“. Diesen Thesen entsprechend sieht auch das Buchangebot des VdS aus. In Soldat im Volk werden Bücher extrem rechter Autoren und aus extrem rechten Verlagen beworben oder rezensiert.
Am 28. November 2013 erklärte Klaar auf der Internetseite des VdS, dass das Vereinsorgan aus finanziellen Gründen nicht länger herausgegeben werden könne, sofern nicht noch ein „unerwarteter Geldregen“ eintreffe. Die noch verbliebenen finanziellen Mittel würden bis zur Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes über die Kontaktsperre benötigt, schrieb Klaar. Gegen die Kontaktsperre hatte der VdS Klage eingereicht und hofft nun, dass diese wieder aufgehoben wird und der Verein wieder zur Normalität zurückkehren kann. Neue Ausgaben der Verbandszeitschrift sind seit der letzten Nummer 4/2013 nicht mehr erschienen.
Die Organisation
Derzeit verfügt der VdS noch über Landesverbände in Bayern, Hamburg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und dem Saarland. Darüber hinaus hielten noch einzelne VdS-Kreisverbände aus anderen Bundesländern der Zeitschrift Soldat im Volk bis zuletzt die Treue, wie zum Beispiel der Kreisverband Arnsberg aus NRW. Dabei ist der VdS stark überaltert. Aber es gibt durchaus auch Mitglieder, die in den 1950ern oder 1960ern geboren wurden. Besonders rege zeigt sich der VdS-Landesverband Schleswig-Holstein. Hier gibt es eine enge Zusammenarbeit mit dem Kyffhäuserbund, der sich 1954 dem VdS angeschlossen hatte, ohne seine Selbstständigkeit aufzugeben. Dieser betreibt in zahlreichen Orten des Landes Schießsport, führt Wettbewerbe durch und veranstaltet Kegelabende, sein Jugendverband richtet u.a. „Landeswandertage“ aus. Gute Verbindungen unterhält der VdS auch zum Verein zur Bergung Gefallener in Osteuropa e.V. Der VdS betreibt zudem den Verein Hilfs- und Sozialwerk des VdS, der in Hamburg ein Veteranenheim unterhält und ebenfalls vom VdS-Chef Max Klaar repräsentiert wird. Regelmäßig beworben, so auch mit Anzeigen in der Jungen Freiheit, wird die hauseigene Stiftung Preußisches Kulturerbe, die unter anderem für die Wiedererrichtung der Potsdamer Garnisonkirche als „Denkmal und Symbol des christlichen Preußens“ eintritt und dafür Spendengelder sammelt. Nach Angaben der Stiftung verfügte diese 2011 über eine Projektrücklage in Höhe von 6,3 Millionen Euro.
Selbst wenn das Kontaktverbot der Bundeswehr zum VdS fallen sollte, ist es wohl recht fraglich, ob sich der stark überalterte Verband noch einmal erholen wird. Und auch das Renommierprojekt des VdS, der Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche, steht wieder zur Debatte. Die Initiative Potsdam ohne Garnisonkirche hat ein Bürgerbegehren gegen den Wiederaufbau angekündigt. Als mögliches Ziel des Bürgerbegehrens wurde der Austritt der Stadt Potsdam aus der Wiederaufbau-Stiftung genannt.