Völkisch-autoritärer Populismus
Der Rechtsruck in Deutschland und die AfD
Ihre Gründungsvoraussetzungen (Euro-Krise und Sarrazin-Debatte) werden ebenso wie Abspaltungen und die Öffnung nach Rechtsaußen beleuchtet. Die gegenwärtige Politik der AfD definiert Häusler als „völkisch-autoritären Populismus“, womit eine griffige Bezeichnung im Wirrwarr der Diskussionen um ihre politische Verortung entwickelt wird. Die Autor*innen widmen sich verschiedenen Aspekten der AfD, ihres Umfeldes und der gesellschaftlichen Entwicklungen rund um diese Partei. Positiv sticht dabei die Fokussierung auf sozialpolitische Themen und die Versuche der AfD, auf diesem Feld zu punkten, hervor. So beleuchtet ein Autor die Entwicklungen in Österreich und analysiert die Sozialpolitik der FPÖ als klassisch neoliberal und von der Bereitschaft geprägt, starke soziale Einschnitte, vor allem zu Ungunsten wirtschaftlich schlechter gestellter Menschen, vorzunehmen. Die österreichische Regierungspartei gilt als wichtiges Vorbild der AfD und ihr Regierungshandeln sollte aufmerksam verfolgt werden. Unbedingt lesenswert und leider von hoher Aktualität ist der Beitrag von David Begrich zum Erfolg der AfD in den ostdeutschen Bundesländern, in dem er auch auf die spezifischen Bedingungen der dortigen politischen Kultur und Anknüpfungspunkte für rechte Mobilisierungen eingeht. Mit der Untersuchung der vermeintlichen Wähler*innenwanderungen von SPD und Die Linke zur AfD widmen sich mehrere Autor*innen einem weiteren wichtigen Aspekt im Zusammenhang mit sozialen Themen und fragen nach dem Mobilisierungspotenzial der Besetzung dieser Fragen in Verwaltung und Betrieben. Passend dazu erfolgt auch ein Blick auf die politischen Netzwerke der AfD und ihre Bezüge zu anderen (extrem) rechten Organisationen. Dies wird am Beispiel der spektrenübergreifenden Kampagne „Werde Betriebsrat“ gezeigt. Aufschlussreich ist der Blick auf die Rekrutierungsräume der AfD, die sich insbesondere in Burschenschaften und der christlichen Rechten auftun. Gerade in letzterem politischen Lager finden sich in den Bereichen Antifeminismus und Familismus bedeutende Themenüberschneidungen.
Auf einer breiteren Ebene werden die oben genannte Verortung der AfD inhaltlich gefüllt und die Konturen des gesellschaftlichen Rechtsrucks aufgezeigt. In diesem Zusammenhang beleuchtet ein weiterer Autor die Überschneidungen der AfD zu den Unionsparteien und spricht von einer Radikalisierung des deutschen Konservatismus. Dies wird anschaulich an der Person Alexander Gauland gezeigt, der sich von einer veränderten Ausrichtung der Union nicht länger politisch repräsentiert sah. Schließlich werden rechte Mediennetzwerke und deren zunehmende Bedeutung für die rechte Informationswelt jenseits der etablierten Medien beschrieben. Doch auch das Verhältnis von Leitmedien und der AfD wird aufgezeigt. Neben einer kurzen Darstellung der Öffentlichkeitsstrategien der AfD analysieren die Autor*innen die Reaktionen der Medien und ihren Umgang mit der AfD. Dies ist im Kontext der Debatten um den Umgang mit der AfD („mit Rechten reden“) von hoher Bedeutung. Abgerundet wird der Band durch Ergebnisse und Diskussionen der Einstellungsforschung.
Die Publikation macht einen sehr guten Eindruck, die einzelnen Artikel sind gründlich recherchiert, prägnant und aktuell. Die Autor*innen geben einen übersichtlichen Einblick in verschiedene Entwicklungen innerhalb der AfD und bearbeiten komplexe Themen anschaulich und einstiegsfreundlich.
Alexander Häusler (Hrsg.) Völkisch-autoritärer Populismus. Der Rechtsruck in Deutschland und die AfD VSA-Verlag, Hamburg 2018 160 Seiten, 14,80 Euro