Zwischen Neoliberalismus und völkischem ›Antikapitalismus‹
Das Buch besteht aus drei Teilen. Zunächst wird die Ideengeschichte dargestellt, indem auf ihre Ursprünge bei Autoren der „Konservativen Revolution“ eingegangen wird. Dieser Rückblick ist erhellend, denn es zeigt sich, wie wichtig der Bezug auf diese Traditionslinien auch heute noch ist. Der darauffolgende Blick auf gegenwärtige Entwürfe macht deutlich, dass diese im Spannungsfeld zwischen Neoliberalismus und völkisch (sowie oftmals antisemitisch) konnotiertem „Antikapitalismus“ verortet werden müssen. Ob Marx-Rezeption der „Neuen Rechten“, „antikapitalistische“ Rhetorik der Zeitschrift Compact oder die Positionierungskämpfe in der AfD — die Anführungszeichen sind verdient, denn übergreifend wird herausgestellt, dass keine Überwindung der kapitalistischen Produktionsweise angestrebt wird. Im dritten Teil werden einzelne Themenbereiche analysiert, beispielsweise Rentenpolitik oder befristete Beschäftigung, aber auch Versuche extrem rechter Organisationen, eigene Gewerkschaften zu organisieren. Den Band zeichnet eine strukturierte Herangehensweise und Materialfülle aus. Einige Beiträge sind eher für wissenschaftlich Arbeitende von Interesse, die thematische Breite macht das Buch aber für alle Antifaschist_innen lesenswert und rechtfertigt den Preis voll und ganz.
Andrea Becker, Simon Eberhardt, Helmut Kellershohn (Hg.): Zwischen Neoliberalismus und völkischem Kapitalismus. Sozial- und wirtschaftspolitische Konzepte und Debatten innerhalb der AfD und der Neuen Rechten Unrast-Verlag, Münster 2019 216 Seiten, 24 Euro