Hasskrieger
In „Hasskrieger“ beleuchtet Karolin Schwarz die digitalen Bereiche extrem rechter Lebenswelten und gibt Einblicke in Themen, Dynamiken und internationale Vernetzung. Über Hass im Netz wurde in letzter Zeit viel geschrieben, nach der Tat von Halle ging es um Imageboards, Gaming und die in diesem Kontext bedeutsamen Plattformen. Schwarz versucht nun eine großflächigere Darstellung, die sowohl Menschen, die sich bisher nicht mit diesem Bereich beschäftigt haben, grundlegend informiert, aber auch für solche, die das Thema bereits verfolgen, noch Interessantes bereithält. Dabei stellt sie jedoch auch klar, dass es sich nur um eine „Momentaufnahme“ handeln kann, schnelllebig wie Konstellationen und Dynamiken online sein können. Doch hinter diesen oftmals rasanten Entwicklungen gibt es auch Kontinuitäten, wie die Lektüre des Buches verdeutlicht.
Schwarz zeichnet die Entwicklung extrem rechter Online-Vernetzung von Mailboxsystemen der 80er Jahre bis zur Entstehung von Facebook und YouTube nach, dann widmet sie sich den Strategien, die die Akteure einen, teilweise auch in „Handbüchern“ ausformuliert werden. Unter der Überschrift „Technik“ werden dann die konkreten Plattformen und Tools besprochen. Auch um die Frage der Finanzierung geht es hier. Den Abschluss bildet ein knappes Kapitel zu Handlungsmöglichkeiten. Wer sich jenseits der Empörungswellen über extrem rechte Online-Aktivitäten informieren möchte, sollte das Buch auf jeden Fall lesen. Durch die klare Struktur lässt es sich auch gut als Nachschlagewerk nutzen. Allerdings erschwert die Form des Genderns — das „generische Maskulinum“ — die Lesbarkeit und unterbricht immer wieder den Lesefluss.
Karolin Schwarz: Hasskrieger. Der neue globale Rechtsextremismus Herder, Freiburg im Breisgau 2020 224 Seiten, 22 Euro