Fehlender Mindestabstand
Herausgegeben ist der Sammelband von Heike Kleffner und Matthias Meisner, die seit vielen Jahren fachlich versiert über Erscheinungsformen der extremen Rechten berichten. Die Autor*innenschaft ist vielfältig, die einzelnen Beiträge innerhalb der fünf Themenblöcke sind kurzweilig und pointiert. Im ersten Themenblock werden Schlaglichter des Protestes „von Stuttgart bis Washington D.C.“ beleuchtet: Vom „Urknall der Corona-Proteste“ bei den sogenannten Hygienedemos vor der Berliner Volksbühne über die „Wutbürger von der B 96“, bis hin zu anekdotischen Freundestelefonaten über die Wirkungen von Bierkonsum und Saunabesuchen gegen Corona-Ansteckungsgefahren. Letzterer Beitrag ist jedoch nicht nur amüsant geschrieben, sondern veranschaulicht zugleich auch treffend die Abstrusität, die dieses Protestmilieu in starkem Maße prägt. Im zweiten Themenblock über die Weltanschauungen der Protestierenden wird ein Einblick in verschiedene Verschwörungserzählungen und Protestnarrative gegeben – von QAnon bis zur Inanspruchnahme der sogenannten friedlichen Revolution. Während der Themenblock über Netzwerke eine gute Beschreibung des Akteursfeldes bietet, wird im Themenblock über „die Angegriffenen“ die Opferperspektive im Umgang mit den Anfeindungen eingenommen. Im letzten Themenblock werden Einschätzungen der Proteste unter unterschiedlichen Blickwinkeln präsentiert.
Eine gelungene dichte Beschreibung eines aktuell brisanten Protestphänomens!
Heike Kleffner/Matthias Meisner (Hg.): Fehlender Mindestabstand. Die Coronakrise und die Netzwerke der Demokratiefeinde Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 2021 353 Seiten, 22 Euro