Irrwege eines neuen „Anti-Imperialismus“
Eine Einleitung in den Schwerpunkt
Antiamerikanismus und Antisemitismus blühen insbesondere vor dem Hintergrund des aktuellen Gaza-Kriegs auf und neomaoistische und neostalinistische Gruppen feiern ein Revival. Im Zuge eines neuen „Anti-Imperialismus“ widmen sich vor allem junge Aktivist*innen der Solidarität mit den Palästinenser*innen, aber auch der Solidarität mit der Hamas oder dem Putin-Regime und anderen, sich autoritär gebärdenden Despoten sowie allgemein der Solidarität mit angeblich „natürlichen Völkern“. Dieser „Anti-Imperialismus“ wendet sich zuvorderst gegen die USA und gegen Israel. So wie in der Gesamtgesellschaft erwächst ganz offensichtlich auch im linken Spektrum die Sehnsucht nach Eindeutigkeit und dem Autoritären. Eine entscheidende Rolle spielt bei dieser Aufteilung der Welt in Gut und Böse das aktualisierte anti-imperialistische Weltbild.
Was bedeutet das für die antifaschistische Bewegung? Gruppen zerstreiten sich oder zerfallen sogar und ehemalige Bündnisgenoss*innen treten als Feinde einander gegenüber. Der Kompass für das linke Selbstverständnis scheint außer Kontrolle zu geraten: Solidarität mit den „Unterdrückten, Erniedrigten und Beleidigten“ kann nun im linken, antifaschistischen Selbstverständnis doch nicht zur Folge haben, Antisemitismus, Nationalismus und Autoritarismus klein zu reden. Zeit also, sich mit diesem „Anti-Imperialismus“ genauer zu beschäftigen.
Einführend untersucht Pia Gomez die Begriffsgeschichte des Anti-Imperialismus.
Weiterführend wird durch Pia Gomez ein kurzer Blick auf die Geschichte linker antiimperialistischer Befreiungsbewegungen geworfen.
Tobias Prüwer beleuchtet das Selbstverständnis autoritär-kommunistischer Gruppen.
Johanna Lauke, Micha Neumann und Sofia Sboui betrachten die antisemitischen Ausprägungen der Palästina-Solidaritätsbewegung.
Kurt Schmalle schließlich skizziert, wie der Islamismus aus einer antifaschistischen Perspektive analysiert werden kann.