„Skinhead Way of Life“ und Nazi-Inhalte

Die Band „Smart Violence“

In den vergangenen Jahren erfreuten sich RechtsRock-Bands, die sich stilistisch an Metalcore und Hardcore orientierten, einer großen Beliebtheit in der Szene. Die nordrhein-westfälische Band „Smart Violence“ hält hingegen weiterhin den Skinhead-Kult hoch und möchte zurück zu den angeblichen „glory days of R.A.C.“ Ihre Songtexte drehen sich aber nicht nur um den „Skinhead Way of Life“, sondern sind ebenso deutliche Bekenntnisse zur neonazistischen Ideologie.

In den vergangenen Jahren erfreuten sich RechtsRock-Bands, die sich stilistisch an Metalcore und Hardcore orientierten, einer großen Beliebtheit in der Szene. Die nordrhein-westfälische Band „Smart Violence“ hält hingegen weiterhin den Skinhead-Kult hoch und möchte zurück zu den angeblichen „glory days of R.A.C.“ Ihre Songtexte drehen sich aber nicht nur um den „Skinhead Way of Life“, sondern sind ebenso deutliche Bekenntnisse zur neonazistischen Ideologie.

Die Band Smart Violence gründete sich 2012 und brachte noch im selben Jahr die Demo-CD „hard hitting skinhead rock“ bei Old School Records, einem der führenden deutschen Label für RechtsRock, heraus. Die Bandmitglieder sind keine Szene-Neulinge, sondern können zum Teil auf jahrelange Erfahrung im neonazistischen Musik-Bereich zurückgreifen. Der Kern der Band besteht aus ehemaligen Mitgliedern der 2002 gegründeten Angry Boot Boys. In Interviews erklärte Smart Violence, sie habe sich gebildet, weil Angry Boot Boys eine längere Pause absolvieren würde. Aufgelöst hätte sich die Band aber nicht.

Nachfolge-Band der „Angry Boot Boys“

Bereits Teil der Angry Boot Boys waren der Sänger und Gitarrist von Smart Violence, der aus Marl (Kreis Recklinghausen) stammende Michael Brosch, sowie deren Schlagzeuger Patrick Gerstenberger. aus Hamm. Sie gehören mittlerweile der Ü30-Fraktion der RechtsRock-Szene an und wirk(t)en auch in anderen Projekten mit. Gerstenberger trat beispielsweise 2011 beim Deutsche Stimme-Pressefest als Schlagzeuger der Band Rotte Charlotte auf und war zuletzt bei Liveauftritten von Division Germania dabei. Unterstützt werden die Angry Boot Boys-Mitglieder im Studio und auf der Bühne unter anderem durch Patrick Carstensen von der Berliner Band Punkfront und dem aus Oberfranken stammenden Reiko Öttinger. Als Smart Violence am 4. Oktober 2015 beim „Hammerfest“ in den USA auftrat, reiste mit ihnen auch Martin Böhne. Der Neonazi aus Hamm ist derzeit ein gefragter Gitarrist, der bei zahlreichen RechtsRock-Bands aushilft.

Musikalisch klingt Smart Violence ähnlich wie ihre inoffizielle Vorläuferband, die ebenfalls den Musikstil englischer Oi-Bands kopierte. Auch thematisch weisen die Bands, vor allem durch die Bezugnahme auf den Skinhead-Kult in Songs wie „Skinhead“, „Gekreuzigt“ oder „Albtraum in Orange“, große Parallelen auf.

Im Fanzine Feindkontakt führte Smart Violence über ihre Namenswahl aus: „Gewalt gehört zum Way of life dazu wie das Amen in der Kirche. Da wir immer noch den ‘Clean-British-Look’ bevorzugen passt der Bandname vorzüglich zu unserer Kombo. Musikalisch kann man das Ganze im harten Oi!/RAC Sektor einstufen.“ Vorbilder seien Bands wie Condemned 84 oder English Rose.

Mit neueren Entwicklungen im rechten Musikbereich können die Bandmitglieder wenig anfangen. Ihre Ablehnung für NS-Rap brachte bereits Angry Boot Boys auf ihrer letzten Veröffentlichung aus dem Jahr 2012, einer Split-CD mit Punkfront, zum Ausdruck. In einem Song heißt es: „Wir haben keinen Bock auf NS Hip Hop, (…) Skinheads haben keinen Bock auf Hip Hop“. Im Interview mit dem Online-Fanzine Hail the new dawn stellte ein Bandmitglied klar, dass Kameraden, die glücklich damit würden, sich im Stil von „Hardcore Kids“ zu kleiden, dies eben tun sollten. Ebenso bliebe er mit einigen alten Freunden, die mittlerweile „Autonome Nationalisten“ seien, befreundet. Er sei aber weiterhin ein Skinhead.

Nazi-Ideologie

Dass Smart Violence nicht bloß eine Skinhead-Band, sondern eine ideologisch gefestigte Neonazi-Combo ist, wird bereits im Intro des ersten Albums „Herkunft & Idenität“ aus dem Jahr 2014 deutlich. Darin ist eine Rede des NSDAP-Politikers Gregor Strasser aus dem Jahr 1932 zum Wesen des nationalsozialistischen Staates mit pathetischer Musik unterlegt. Das Cover der CD zeigt einen Skinhead, der eine schwarze Fahne trägt. Die schwarze Fahne fand beim vermeintlich „antikapitalistischen“ Flügel der NS-Bewegung um die Brüder Strasser ebenso symbolische Verwendung wie sie sich aktueller Beliebtheit in der Neonazi-Szene erfreut (vgl. LOTTA #63: Die Symbolgeschichte der schwarzen Fahne). Die Grafik des Covers macht die Agenda der Band deutlich: die positive Bezugnahme auf den Skinhead-Kult mit neonazistischen Bildwelten und Inhalten zu verbinden.

Im titelgebenden Song des Debüt-Albums beschwört die Band nicht nur die Identität als Sohn der „mit den Händen schaffenden Arbeiterklasse“, sondern ebenso den „Stolz Deutscher zu sein“: „Deine Herkunft ist deine Identität.“ Im Song „White Pride“ bekennt sich Smart Violence offen zur „Rassenideologie“ und singt: „They preach us equality, but we don`t believe in diversity. White pride, we are the sons of this land. Working for race and nation. And we take a stand.“ Ihren homophoben Standpunkt drückt die Band im Song „We don`t need“ aus; ihren Antisemitismus offenbart sie durch ein T-Shirt-Motiv mit der Aufschrift „I love beer — I hate juice“, bei dem die Band mit dem ähnlichen Klang der Wörter „juice“ (Saft) und „jews“ (Juden) spielt.

2016 veröffentlichte Smart Violence ihr zweites Album „For to the glory days of R.A.C.“, das ebenso wie Split-CDs mit den Bands Lemovice (Frankreich) und Orgullo Sur (Chile) bei Old School Records erschien.

„Grauzone“ und „Hammerskins“

Trotz der inhaltlich unmissverständlichen Texte und ihren engen Verbindungen in die Neonazi-Szene versuchen einige Bandmitglieder, sich auch in der „Grauzone“ vermeintlich unpolitischer, sich aber nur unzureichend von extrem rechten Szene-Akteuren und Inhalten abgrenzenden Oi-Bands zu bewegen. 2011 wurde ein Konzert der Angry Boot Boys in Borken, bei dem die Band versuchte, unter dem Namen Kids from the streets in einem Kulturzentrum aufzutreten, durch eine antifaschistische Intervention unterbunden. Smart Violence-Frontmann Michael Brosch ist als Sänger für die Oi-Band Drencrom Skins, die jüngst beim Label Subcultural Records eine Split-CD mit den Bands Sankt Oi! und Prolligans veröffentlichte, aktiv. Die CD wird auch von Neonazi-Versänden wie OPOS Records vertrieben. In der Allgäuer Band Prolligans, seit einigen Jahren wegen Kontakten zu Neonazis umstrittenen, spielt er die zweite Gitarre. Prolligans ist ebenfalls eine Labelband von Subcultural Records. Die Firma aus Memmingen gibt sich den Anschein eines Oi-Labels, hat aber neonazistische Bands wie  Pitbullfarm (Schweden) und Noie Zeit aus Rheine im Programm.

Im Interview mit dem Online-Fanzine Hail the new dawn erklärte Smart Violence, dass sie keine Crew oder Organisation unterstützen würde, sondern eine unabhängige Band sei. Gleichwohl ist auffällig, dass drei ihrer wenigen Live-Auftritte bei Konzerten der Hammerskins stattfanden. Neben dem bereits erwähnten „Hammerfest“ spielte die Band 2015 bei zwei Hammerskin-Konzerten in Thüringen. Für den 22. April 2017 ist sie für ein Konzert der serbischen Blood & Honour-Division angekündigt. Auch Angry Boot Boys trat bereits bei Blood & Honour-Konzerten auf, so im Oktober 2011 beim „Ian Stuart Memorial“ in Belgien.