Völkische Landnahme

Andrea Röpke und Andreas Speit legen mit „Völkische Landnahme. Alte Sippen, junge Siedler, rechte Ökos“ ein gut zu lesendes und sowohl bezüglich der Fakten, als auch der Ideologiekritik informatives Buch vor. In den letzten Jahren waren die „völkischen Siedler“ immer wieder als Aufreger-Thema in den Medien. Dabei wurde zumeist weder der Begriff „völkisch“ genau definiert, noch die Kriterien für „Siedler“ benannt.

Die Amadeu-Antonio-Stiftung sprach beispielsweise von „völkischem Rechtsextremismus“, was auch immer das sein mag. Zuweilen hatte man auch den Eindruck, dass dem Thema durch Zahlen — so war die Rede von bis zu 1.000 „Siedlern“ — unverhältnismäßig viel Bedeutung zugesprochen wurde. Davon hebt sich das Buch von Röpke und Speit wohltuend ab. Sie zeigen an konkreten Beispielen, wie sich die völkische Ideologie in der Praxis auswirkt. Sie decken durch gute Recherche die Netzwerke der Szene und deren Reichweite auf. Mit einem historischen Blick analysieren sie den antidemokratischen Charakter der völkischen Bewegung seit den 1900er Jahren. Dabei wird eine Szenerie aus Familien und „Sippen“ deutlich, die den Kern eines Milieus der extremen Rechten stellt, das weitestgehend unbekannt ist. Wer kennt denn schon den Ende der 1950er Jahre gegründeten Freibund, der in der Erziehungsarbeit für die rechtsintellektuelle „Neue Rechte“ eine wichtige Rolle spielt? Das Buch klärt hier auf. Eine kleine Schwäche des Buches ist, dass teilweise lupenreine Neonazis als „Völkische“ charakterisiert werden. „Völkisch“ meint aber im Übrigen auch nicht „ein bisschen rechts“, wie es die AfD glauben machen möchte, sondern eine Strömung innerhalb der extremen Rechten.

Andrea Röpke, Andreas Speit: Völkische Landnahme. Alte Sippen, junge Siedler, rechte Ökos. Ch. Links Verlag 2019 208 Seiten, 18 Euro

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