Kapp-Putsch

2020 jähren sich der rechte Kapp-Lüttwitz-Putsch und die aus den Abwehrkämpfen der Arbeitenden entstandene „Märzrevolution“ zum 100. Mal. Zum Jubiläum erschienen einige Neuveröffentlichungen, die lesenswerteste legte der Autor und Filmemacher Klaus Gietinger vor. Er  verbindet in seinem Buch historische Akribie mit einer klaren politischen Bewertung.

Der Autor konnte einige neue Quellen wie den Nachlass des rechten Verschwörers Waldemar Pabst heben. Ansonsten orientiert er sich an der bestehenden Forschungsliteratur, aus der noch immer das in den 1970er Jahren erschienene dreibändige Werk von Erhard Lucas (dankenswerter von Der Buchmacherei neu aufgelegt) sowie eine leider vergriffene Dokumentensammlung von Gerhard Schulze und Erwin Könnemann aus 2002 hervorstechen. Gietingers Buch profitiert von dem umfangreichen Wissen des Autors, der an vorherige Arbeiten zur Novemberevolution 1918 oder zum Mord an Rosa Luxemburg anschließen kann. Denn 1920 sind auf Seiten der Reichsregierung wie der Militärs dieselben Akteure aktiv wie in den Vorjahren — und nehmen dabei eine verheerende Rolle ein. Der Putsch stützte sich vor allem auf Freikorps und die paramilitärische Sicherheitspolizei, die bereits zuvor auf Geheiß von Friedrich Ebert und Gustav Noske (beide SPD) Arbeiter*innenaufstände brutal niedergeschlagen hatten, nun aber die parlamentarische Republik  zerschlagen wollten. Abgewehrt wird dies durch den Widerstand der Arbeitenden, die zugleich versuchten, „die Novemberrevolution zu vollenden“ (Gietinger). Die gerettete Reichsregierung lässt den republikfeindlichen Militärs daraufhin freie Hand, bei der Niederschlagung des Aufstands blutige Rache zu üben. Die Folgen sind gravierend: „Die Arbeiterbewegung wurde dadurch nicht nur endgültig gespalten, sondern auch traumatisiert“, so Gietinger. Im Einsatz von Truppen wie dem Freikorps Epp sieht der Autor die „Geburtsstunde des deutschen Faschismus“.

Klaus Gietinger: Kapp-Putsch. 1920 — Abwehrkämpfe — Rote Ruhrarmee Schmetterling Verlag, Stuttgart 2020 329 Seiten, 19,80 Euro

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