Neonazismus zwischen Bürgerkrieg und Bürgernähe

Das Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung untersucht in einer sehr lesenswerten Studie eingehend die von Sascha Krolzig herausgegebene Zeitschrift N.S. Heute (vgl. LOTTA #76, S. 26 f.).

In der Studie wird zunächst ein Überblick über die Geschichte des Neonazismus gegeben, der in seinem Umfang nachvollziehbar wird, wenn dies in den nächsten Abschnitten auf die Autor*innen der „N.S. Heute“ und die analysierten Diskurse bezogen wird. Einerseits zeigt sich, dass die zehn „Vielschreiber*innen“, die bis auf Melanie Dittmer und einer weiteren Person unter Klarnamen schreiben, in den meisten Fällen auf eine jahrzehntelange Sozialisation in der Neonazi-Szene zurückschauen können. Andererseits werden immer wieder Bezüge auf „historische“ Geschehnisse in der Szene vorgenommen und auf die Gegenwart bezogen, insbesondere in Strategiedebatten, deren Analyse neben dem Blick auf in der Zeitschrift formulierte Gesellschaftsutopien und Gegenwartsanalysen den Kern der Broschüre ausmacht. Die Autor*innen stellen heraus, dass die N.S. Heute eine Zusammenarbeit zwischen allen Spektren des Neonazismus forciert. Zentral ist die Kritik der eigenen Zusammenhänge als „Szene“, bei Forderung nach einer demgegenüber weltanschaulich agierenden „Bewegung“, was die Bedeutung des Blattes als Schulungsmaterial und Stichwortgeberin des deutschen Neonazismus herausstellt. Dies bestätigt sich auch mit Blick auf den Aufbau der Zeitschrift, wenn die Forschenden Interviewpartner*innen, Werbeanzeigen, Bezüge in die RechtsRock-Szene und damit verknüpft auch die Rolle der Publikation für so bezeichnete „Bewegungsunternehmer“ herausstellen.

DISS: Neonazismus zwischen Bürgerkrieg & Bürgernähe. Themen, Positionen und Strategien in der Zeitschrift N.S. Heute DISS-Journal Sonderheft #7, Duisburg 2023, 116 Seiten, 4 Euro. Kostenlos online.

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