Das Wandern ist des Kameraden Lust

Einleitung in den Schwerpunkt

Es gäbe einen neuen Trend in der extremen Rechten, berichteten im letzten Jahr verschiedenste Medien vom ZDF Doku-Format „Die Spur“ und dem SWR über taz und Jungle World bis zum Center für Monitoring, Analyse und Strategie (CeMAS). In den Berichten ging es um Neonazis, die sich zum Kampfsport und Wandern verabreden und so ein neues militantes Netzwerk schaffen würden.

Doch wirklich neu ist lediglich der Name, unter dem die Aktivitäten in den Sozialen Netzwerken inszeniert werden: „Active Clubs“. Dass in der extremen Rechten Kampfsport betrieben wird (vgl. LOTTA #69) und auch Wandern zu extrem rechter Freizeitgestaltung gehört, ist hingegen nicht neu. Doch obwohl Wandern eine lange Tradition in der extremen Rechten hat, lässt sich auch dort, so wie in breiten Teilen der Gesellschaft, in den letzten Jahren ein regelrechter „Wander-Boom“ erkennen. Kaum eine extrem rechte Struktur bietet keine Wanderungen für ihre Mitglieder oder ihr Umfeld an. Seien es die Junge Alternative, die Identitäre Bewegung, Der III. Weg, die (JN) oder Gruppen aus dem NS-Kampfsport-Milieu. Alle gehen wandern.

Dabei hat das Wandern unterschiedlichste Bedeutung für die extreme Rechte. Zum einen bieten Wanderungen ein niedrigschwelliges Gemeinschaftserlebnis, in dem AktivistInnen aus unterschiedlichen Spektren der extremen Rechten zusammenkommen. Zum anderen werden bei den Wanderungen extrem rechte Vorstellungen und Narrative vermittelt. Wanderziele, die den völkischen Mythos einer Deutschen Nation von den Germanen bis in die Gegenwart bedienen, sind das Hermannsdenkmal bei Detmold sowie die nur wenige Kilometer entfernten Externsteine bei Horn Bad Meinberg.

Auch in der extrem rechten Kinder­erziehung sind Wanderungen ein fester Bestandteil. Dabei stehen Leistung und ein „Ideal der Härte“ im Zentrum. Für die Inszenierung einer vermeintlichen Naturverbundenheit und „Heimattreue“ eignen sich „die Berge“ ebenso wie „der Deutsche Wald“ in besonderem Maße. Sie dienen als Social-Media-Kulisse, Projektionsfläche und rechter Sehnsuchtsort. Grund genug für uns, die Wanderbegeisterung der extremen Rechten im vorliegenden Schwerpunkt unter die Lupe zu nehmen.

Einleitend widmet sich Tobias Hoff der extrem rechten „Wanderlust“ und deren AkteurInnen.

Daran anschließend wirft Britta Kremers einige Schlaglichter auf den NS-Wander­kalender.

Den „Mythos Deutscher Wald“ und dessen Bedeutung in der Rechten beschreibt Florian Teller.

Matthias Schreckeis und Robert Obermair setzen sich mit dem Gebirge als Bezugsrahmen und Wirkungsraum der extremen Rechten auseinander.

Abschließend werfen wir im Interview mit dem Antinationalen Alpenverein einen Blick auf das antifaschistische Wandern.