Was ist Antisemitismus?
Zudem existieren viele unterschiedliche sowie sich zeitlich wandelnde Charakterisierungen von Formen, Typen und Phasen des Antisemitismus. Umso erfreulicher ist, dass nun ein Handbuch vorliegt, das komprimiert über das Thema und seine Facetten informiert. Das Berliner Zentrum für Antisemitismusforschung und die Rosa-Luxemburg-Stiftung haben von 2020 bis 2023 ein Forschungsprojekt mit Expert:innen finanziert, die dieses Handbuch zusammen mit anderen Autor:innen erstellt haben. In der Forscher:innengruppe waren Peter Ullrich, Sina Arnold, Anna Danilina, Klaus Holz, Uffa Jensen, Ingolf Seidel und Jan Weyand. Zum besseren Verständnis ist das Buch gegliedert in vier Teile: Zunächst werden Grundbegriffe dargelegt, anschließend einzelne Problemfelder behandelt. Es folgt die Vorstellung prägnanter Positionen und derjenigen Personen, die diese vertreten. Im letzten Teil wird versucht, das Ganze zu systematisieren und wissenschaftstheoretisch zu reflektieren. Dieser Teil wurde von Peter Ullrich verfasst, der quantitativ den größten Teil zum Handbuch beigetragen hat.
Wer nun aber wissen will, ob etwa die vorgestellte „Arbeitsdefinition Antisemitismus“, die „Jerusalemer Erklärung“ oder das „Nexus-Dokument“ die alleinige Richtigkeit enthalten, wird ebenso enttäuscht sein wie diejenigen, die endlich mal wissen wollten, ob nun Hannah Arendt, Judith Butler oder Shulamit Volkov die alleinige Wahrheit verkündet haben. Wer sich hingegen über Grundzüge und Vielfalt der Antisemitismusforschung informieren will, ist hier bestens bedient!
Zentrum für Antisemitismusforschung (Hg.): Was ist Antisemitismus? Begriffe und Definitionen von Judenfeindschaft. Studien zu Ressentiments in Geschichte und Gegenwart, Bd. 8., Wallstein Verlag, Göttingen 2024, 316 Seiten, 24 Euro.