Materialistische Europakritik
Das viel beschworene Demokratieproblem ist ein Defizit der EU und ihrer Verfasstheit. Man muss also nicht Nationalist und/oder BSW-Mitglied sein, um die EU zu kritisieren. Daniel Keil, Mitglied des Arbeitskreises kritische Europaforschung in der Assoziation für kritische Gesellschaftsforschung (AkE/AkG) und Autor eines Buches zur Europakritik, zeigt mit seiner komprimierten und fein gegliederten Studie, dass es durchaus auch eine emanzipative, „materialistische“ EU-Kritik geben kann. Die Recht(sextrem)en hingegen verstärken eine autoritäre, unsolidarische Politik, gegen die es kein Zurück zum angeblich heilen Nationalstaat geben kann und darf: „Die neoliberale Konstitution der EU und die Faschisierungsprozesse in Europa sind große Herausforderungen für linke Kritik, die nicht aus einer nationalistischen Position heraus bewältigt werden können.“ Bei der linken EU-Kritik führen die Standard-Alternativen in die Irre. Statt einem „Zurück zur Nation!“ versus einem „Weiter so!“ in der EU geht es um ein anderes, wirklich solidarisches Europa.
Keil, Daniel: Materialistische Europakritik. Elemente kritischer Europaforschung, Schmetterling Verlag 2024, 224 Seiten, 16,80 Euro.